Lageplan

Caspar David Friedrich - Kirchhofpforte

Kirchhofpforte

Caspar David Friedrich

Maße:
H 38cm B 33.8cm 
Jahr:
1822
Ort:
ZKM

Beschreibung

Caspar David Friedrichs „Kirchhofpforte“ ist eines von zwei Werken, das die Staatliche Kunsthalle von dem deutschen Romantiker besitzt. Ein sanft ansteigender Pfad führt auf ein Tor zu, durch das man auf zwei Kreuze blickt – einen Friedhof im Schatten eines Gotteshauses.

Die Stimmung ist herbstlich kühl. Die Bäume, die den schmalen Weg säumen, sind unbelaubt, die Farben reduziert. Kein Mensch ist zu sehen. Friedrich komponiert ein Bild, das eine Schwellensituation thematisiert. Er arbeitet mit dem Kontrast zwischen einem dunkleren Diesseits und einem Jenseits der Pforte im Licht. In einem religiösen Sinn lässt sich dies symbolisch lesen, als Vorschein und Versprechen eines Lebens nach dem Tod.

Sein künstlerisches Verfahren fasst Friedrich so zusammen: „Schließe dein leibliches Auge, damit du mit dem geistigen Auge zuerst siehest dein Bild. Dann fördere zutage, was du im Dunkeln gesehen, dass es zurückwirke auf andere von außen nach innen.“ Auch die „Kirchhofpforte“ ist eine stille und stimmungsvolle Projektion mit einer im Christentum gründenden, tröstlichen Botschaft.

Friedrichs romantisches Programm lautete: „Bewahre einen reinen, kindlichen Sinn in dir und folge unbedingt der Stimme deines Innern, denn sie ist das Göttliche in uns und führt uns nicht irre. Heilig sollst du halten jede reine Regung deines Gemütes; heilig achten jede fromme Ahndung, denn sie ist Kunst in uns! In begeisternder Stunde wird sie zur anschaulichen Form; und diese Form ist dein Bild.“

Kunsthalle x Markus Brock

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Steinerner Durchgang vor dem kahle Bäumen stehen. Im Hintergrund sind man Teile einer Kirche.

Ikone der Romantik

250 Jahre alt wäre Caspar David Friedrich in diesem Jahr 2024 geworden. Kein deutscher Maler löst solche Emotionen aus wie der große Romantiker: seine Abendhimmel sind Ikonen der Sehnsucht, er hat Walt Disney zu Bambi inspiriert und Samuel Beckett zu Warten auf Godot. Hitler hat ihn verehrt, Stalin hat ihn gehasst. Und Goethe hat die rätselhafte Melancholie seiner Bilder so wütend gemacht, dass er sie auf der Tischkante zerschlagen wollte.

Das erzählt Florian Illies in seinem Buch über Friedrich und seine Zeit: Zauber der Stille ist sofort auf Platz 1 der Bestseller-Liste gezogen. Was auch wieder zeigt, wie beliebt Caspar David Friedrich heute noch ist.

Detail des Gemäldes Felsenriff am Meeresstrand von Caspar David Friedrich, entstanden 1824. Es zeigt einen im Meer stehenden Felsen im violetten Morgenrot.

Erfundene Schönheiten

Die Kunsthalle besitzt gleich zwei Gemälde und Skizzen von ihm – gar nicht so selbstverständlich, denn viele seiner schönsten Gemälde sind verbrannt – erst in seinem Geburtshaus und dann im Zweiten Weltkrieg. Sein berühmtestes, die Kreidefelsen auf Rügen, war 100 Jahre lang verschollen. Die Kreidefelsen haben übrigens nie so existiert, wie Friedrich sie gemalt hat. Keine seiner Landschaften. Und auch diese Kirchhofpforte nicht. Der Maler fand seine Motive so:

Schließe dein leibliches Auge, damit du mit dem geistigen Auge zuerst siehest dein Bild. Dann fördere zutage, was du im Dunkeln gesehen, dass es zurückwirke auf andere von außen nach innen.
Caspar David Friedrich

Auschnitt auf den Eingang der Kirchhofpforte mit Kreuzen im Hintergrund.

Die Melancholie der Romantik

Wir folgen mit den Augen einem sanft ansteigenden Pfad auf ein Tor zu, durch das wir zwei Kreuze sehen – ein Friedhof neben der Kirche. Es ist Herbst. Die Bäume sind schon kahl, die Farben reduziert. Kein Mensch weit und breit. Und jetzt wird’s symbolisch, ja religiös. Denn Friedrich arbeitet wie so oft mit dem Kontrast zwischen hell und dunkel, dem dunkleren Diesseits und dem Jenseits der Pforte im Licht. Wäre ja schön, wenn es so ein lichtes Leben nach dem Tod gäbe.

Davon hat sicher auch Caspar David Friedrich geträumt: denn als er 12 war, ertrank sein ein Jahr jüngerer Bruder – beim Versuch, den ins Wasser gefallenen Caspar zu retten. Später litt Friedrich unter Depressionen, was viele auf dieses Trauma zurückführen. Vielleicht erklären sich so auch seine jenseitsorientierten Motive, die mystische Atmosphäre seiner Bilder. Aber sie passten eben auch mit ihrer Melancholie perfekt in die Romantik.

Touren zu diesem Werk

Der Künstler vor einer Litfaßsäule
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Kunsthalle x Markus Brock


Mit einem neuen Blick auf die Sammlung präsentiert Markus Brock einzelne Hidden Highlights.
kurzweilig
zur Tour

Daten und Fakten

Titel Kirchhofpforte
Künstler*in Caspar David Friedrich
Entstehungszeit 1822
Inventarnummer 2213
Maße Bildträger H 38cm B 33.8cm
Maße Rahmen H 45.5cm B 40.7cm T 6cm
Material Leinwand
Technik Ölfarbe
Gattung Gemälde
Abteilung Neue Malerei (nach 1800)
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