
St. Anthonispoort, Amsterdam
Beschreibung
Jan van der Heyden war einer der bedeutendsten Maler von Stadtansichten des 17. Jahrhunderts.
Bei diesem Gemälde handelt es sich um ein frühes Hauptwerk des Künstlers. Es zeigt im Zentrum das 1636 am damals äußeren Kanalring Amsterdams ("stadsgracht") erbaute Antoniustor.
Eine perspektivisch angelegte Brücke führt den Blick über das Eingangstor in die dahinterliegende Stadt, die von einem wolkendurchzogenen, in intensivem kühlen Blau leuchtenden Himmel überspannt ist. Etwa 40 fein ausgearbeitete Figuren bevölkern das Bild. Die Komposition ist von Kontrasten geprägt: freie und bebaute Flächen, beleuchtete und verschattete Partien, urbane und ländliche Motive sowie reich und arm treffen im Gemälde aufeinander. Bemerkenswert ist, dass sich der Maler, der sonst für seine frei komponierten Stadtansichten bekannt ist, in diesem Werk genau an die Realität hält.
Die „Anthoniespoort“ (St. Antoniustor) wurde von Pieter de Keyser entworfen. Das Gebäude bestand aus einem Vortor und dem von einem Glockentürmchen bekrönten Haupttor. Letzteres zeigt unter dem von seitlichen Säulen getragenen Segmentbogen das Stadtwappen von Amsterdam.
Das starke Wachstum von Amsterdam machte eine Erweiterung des Stadtgebiets ab 1662 notwendig, wodurch das Antoniustor seine Funktion verlor und wenig später abgerissen wurde.
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Daten und Fakten
Titel | St. Anthonispoort, Amsterdam |
---|---|
Künstler*in | Jan van der Heyden (1637) |
Entstehungszeit | um 1663 |
Inventarnummer | 2947 |
Maße Bildträger | H 39,0 cm B 59,5 cm |
Maße Rahmen | H 53,4 cm B 73,7 cm T 6,5 cm |
Material | Holz |
Technik | Ölfarbe |
Genre | Stadtansicht |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |
Einige der im Werk dargestellten Gebäude sind genau identifizierbar: Nahe dem Bildrand das Torflagerhaus, rechts daneben das „Oudezijds Huiszittenhuis", ein Heim für alte und gebrechliche Menschen. Dieses breit gelagerte Gebäude mit klassizistischem Dreiecksgiebel beherbergt heute die „Academie van Bouwkunst" (Akademie der Baukunst). Der kleine Bau daneben mit seinem dem Betrachter zugewandten Stufengiebel ist das Leprosenhaus. Die rechte Bildseite wird vom Turm der Zuiderkerk dominiert. Die Bastion im rechten Mittelgrund wird von einem Türmchen akzentuiert, das „monnik" (Mönch) genannt wurde.
Jan de Klerk und Erik Schmitz (Ausst. Kat. Amsterdam 2023) identifizieren das hohe Gebäude am rechten Bildrand mit einer ab 1658 von den Brüdern Salomon, Mozes und Isaac del Pina erbauten, später auch als „Groote Huis op Marcken“ bekannten Zuckerbäckerei.
Die hohen schlanken, mit Körben abschließenden Masten, die sich auch auf zeitgenössischen Amsterdam-Darstellungen von Jan van Kessel und Jacob van Ruisdael befinden, dienten zur Kennzeichnung zukünftiger Bebauungen im Rahmen der ab 1662 durchgeführten vierten Stadterweiterung. Wie aus zeitgenössischen Stadtplänen hervorgeht, erfolgte deren Aufstellung zwischen April und Juni 1662 – terminus a quo für die Entstehung von Nr. 2947 (Boudewijn Bakker in Aukt. Kat. London 2006; Erik Schmitz in Ausst. Kat. Amsterdam 2007-2008 [Hinweis von Jan de Klerk, Stadsarchief Amsterdam, Email 03.02.2023]).
Von den drei bekannten und Jan van der Heyden zugeschriebenen Darstellungen der St. Anthonispoort ist die Karlsruher Version die größte. Ein weiteres, ebenfalls signiertes Gemälde befindet sich in St. Petersburg (Hermitage, Inv. GE 810, Öl/Holz, 24 x 33 cm; Wagner 1971, Nr. 19). Abweichungen bestehen u. a. in dem veränderten Bildpersonal, dem Auslassen der hohen Masten sowie dem Einfügen der damals an diesem Ort existierenden Windmühle am rechten Bildrand (Aukt. Kat. London 2006). Eine weitere, mit dem St. Petersburger Bild nahezu übereinstimmende Version wurde 2021 versteigert (London, Chiswick Auctions, 12.10.2021, Lot 21, Öl/Holz, 30,2 x 35,7 cm [die Maße bei Wagner 1971, Nr. 18, mit 28 x 34 cm jedoch leicht abweichend]).
Die Staffage, in der Vergangenheit Adriaen van de Velde zugeschrieben, stammt – so die Autoren des Aukt. Kat. London 2006 – vermutlich von Jan van der Heyden selbst.
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Sutton, Peter C.
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2006: Old Master Paintings / Evening
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London, 06.12.2006 -
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