Lageplan

Orientierungsplan, der den Standort des Werk Hofers der Tour Provenienzforschung in der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM anzeigt
Provenienz-Tour (4/5) Selbstbildnis mit Dämonen Details der Station
Karl Hofer (1878) - Selbstbildnis mit Dämonen
Weitere Abbildungen

Selbstbildnis mit Dämonen

Karl Hofer (1878)

Maße:
H 140.5cm B 120cm 
Jahr:
1922/23
Ort:
ZKM

Beschreibung

Hofer reagiert mit dem Selbstbildnis auf die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, den er in Gefangenschaft verbrachte, und das Erstarken der nationalsozialistischen Bewegung, der er von Anfang an kritisch gegenüberstand.

Die paradoxe Selbstdarstellung des von Chimären bedrohten Künstlers – zugleich Auserwählter und Antiheld – wurde auch prospektiv als Vorahnung kommenden Unheils gelesen: bezogen auf Hofers eigenen Lebensweg und das Schicksal der modernen Kunst in Deutschland.

Die Rolle des Künstlers als „geistigem Seismograph“ ist heute eine verbreitete Form künstlerischer Selbstlegitimation, die hier ihren historischen Anfang hat.

Provenienzforschung

Anerkennung und Abwertung

Im Zentrum dieses Bildes von Karl Hofer steht der Maler selbst im weißen Kittel. Von allen Seiten bedrängen ihn grellfarbige maskenhafte Wesen. Der Künstler reagiert auf diese Bedrohung mit einer Geste von Schutz und Abwehr. Es ist ein unheimliches Selbstporträt – ein Bild, das zudem eine bewegte Geschichte erzählen kann.

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Historische Fotografie der 1920er Jahre. Kunsthallendirektor Willy Stork mit Frau.

Die Sammlung moderner Kunst entstand in der Kunsthalle erst 1920 mit dem Amtsantritt von Willy Storck als Direktor des Museums. Zu seinen frühen betont modernen Ankäufen zählte Karl Hofers Selbstbildnis mit Dämonen. Der junge Direktor konnte das Bild 1923 vom Künstler für die Kunsthalle erwerben.

Die Sammlung moderner Kunst entstand in der Kunsthalle erst 1920 mit dem Amtsantritt von Willy Storck als Direktor des Museums. Zu seinen frühen betont modernen Ankäufen zählte Karl Hofers Selbstbildnis mit Dämonen. Der junge Direktor konnte das Bild 1923 vom Künstler für die Kunsthalle erwerben.

Ab 1934 war Kurt Martin Direktor der Kunsthalle. Er war ein Freund und Bewunderer der Kunst Karl Hofers. Doch 1936 bezeichnete er das Selbstbildnis mit Dämonen gegenüber dem Kultusministerium als „nicht ausstellbaren Fehlkauf“; auf diesem Weg erreichte er den Tausch gegen ein thematisch weniger anstößiges Landschaftsgemälde Karl Hofers mit dem Titel Weg nach Lugano.

Der Künstler war zu diesem Zeitpunkt längst verfemt und aus seinem Amt als Professor an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg entlassen worden. Da Kurt Martin in enger Verbindung mit Hofer stand und dessen Kunst sehr schätzte, ist seine offizielle Äußerung über das Selbstbildnis vermutlich taktisch zu verstehen. Er hoffte wohl, dass ein Landschaftsbild den bevorstehenden Raubzügen der Nationalsozialisten leichter entgehen könnte als die Darstellung eines von Chimären bedrohten modernen Künstlers. Doch selbst das getauschte Landschaftsgemälde wurde 1937 in der Aktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt.

Historische Fotografie des Kunsthallendirektors Kurt Martin.

Ab 1934 war Kurt Martin Direktor der Kunsthalle. Er war ein Freund und Bewunderer der Kunst Karl Hofers. Doch 1936 bezeichnete er das Selbstbildnis mit Dämonen gegenüber dem Kultusministerium als „nicht ausstellbaren Fehlkauf“; auf diesem Weg erreichte er den Tausch gegen ein thematisch weniger anstößiges Landschaftsgemälde Karl Hofers mit dem Titel Weg nach Lugano.

Der Künstler war zu diesem Zeitpunkt längst verfemt und aus seinem Amt als Professor an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg entlassen worden. Da Kurt Martin in enger Verbindung mit Hofer stand und dessen Kunst sehr schätzte, ist seine offizielle Äußerung über das Selbstbildnis vermutlich taktisch zu verstehen. Er hoffte wohl, dass ein Landschaftsbild den bevorstehenden Raubzügen der Nationalsozialisten leichter entgehen könnte als die Darstellung eines von Chimären bedrohten modernen Künstlers. Doch selbst das getauschte Landschaftsgemälde wurde 1937 in der Aktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt.

Nach bewegter Reise zurück

Das Selbstporträt mit Dämonen ging 1936 an Hofer zurück und verblieb auch nach dessen Tod 1955 in der Familie. Nach einer Zwischenstation in einer Stuttgarter Privatsammlung kam es in den Kunsthandel. Dort erwarb es der Galerist Bernd Schultz für die Galerie Pels-Leusden AG in Zürich. Sie verkaufte das Gemälde 2018 der Kunsthalle Karlsruhe – und so kehrte es nach langer Abwesenheit an seinen ursprünglichen Platz im Museum zurück.

Der Fall des Hofer-Bildes unterscheidet sich von den meisten in diesem Rundgang betrachteten Werken. Denn das Selbstbildnis mit Dämonen ist nicht verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut, sondern ein Werk, das das Museum gezielt erworben und dann in eigener Initiative wieder abgegeben hat. Das zeigt: Bilder erzählen auch Geschichten von Anerkennung und Abwertung in sich verändernden politischen Kontexten. Heute ist das Selbstbildnis mit Dämonen das Hauptwerk in der zwölfteiligen Gruppe der Gemälde Karl Hofers in der Kunsthalle Karlsruhe.

Weitere digitale Angebote zu Hofers "Selbstbildnis mit Dämonen"

Frau mit Kopfhörern, die vor einer Petersburger Hängung durchs Museum geht

Das Werk im Kunstsnack

Episode 14: Kunst aus der Zukunft? Selbstbildnis mit Dämonen von Karl Hofer

Dieses Gemälde von Karl Hofer lässt das Herz von Jakob Schwerdtfeger höherschlagen! Warum? Hört selbst! In dieser Folge des Podcasts Kunstsnack geht es um das Selbstbildnis mit Dämonen, wie sich der Künstler damit auf eine jahrhundertealte Tradition bezieht und gleichzeitig sehr sensibel auf seine eigene Zeit reagiert. Erfahrt außerdem mehr über die bewegte Geschichte des Bildes und was es mit Erdbeben oder einer mittelmäßigen Halloweenparty zu tun hat.

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Logo des Kunsthallen-Podcasts Kunstcouch, auf dem der Schriftzug Kunstcouch zu lesen ist. Darunter sitzen die Hosts Umut Özdemir und Jaqueline Scheiber, im Hintergrund das Gemälde Verbrechen aus Leidenschaft von Robert Delaunay.

Das Werk im Podcast Kunstcouch

Episode 5: Typisch männlich, typisch weiblich: Wie können wir uns von stereotypischem Denken lösen?

Wie haben sich Geschlechterrollen im Laufe der Zeit gewandelt? Wie beeinflussen sie unseren Alltag und wie können wir uns von stereotypischem Denken lösen? In dieser Episode der Kunstcouch sprechen Autorin Jaqueline Scheiber und Psychotherapeut Umut Özdemir ausgehend von vier Kunstwerken der Sammlung über die Geschlechterrollen in der Gesellschaft und wie sie über die Jahrhunderte hinweg von Künstler*innen verstanden und hinterfragt wurden. Es geht um psychologische und soziale Phänomene, aber auch um persönliche Erfahrungen und wichtige Denkanstöße. Unter anderem geht es in dieser Folge um Karl Hofers Selbstbildnis mit Dämonen.

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Touren zu diesem Werk

Detail des Werks Lockere Gesellschaft von Jan van Hemessen. es zeigt zwei Frauen und einen Mann. Der Mann trägt einen Hut. Eine Frau wendet sich dem Mann zu. Die andere Frau scheint betrunken. Im Hintergrund erkennt man eine Wirtshausszenerie mit weiteren Personen.
Community-Tour

Kunsthalle x Jakob Schwerdtfeger


Kunstcomedian Jakob Schwerdtfeger präsentiert in einer digitalen Tour Kunstsnacks zu den Werken der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM.
kurzweilig
ca. 180 min
zur Tour
Rückseite eines Gemäldes. Keilrahmen, Leinwandrückseite und verschiedene Aufkleber, die Auskunft über die Provenienzgeschichte des Bildes geben.

Provenienz-Tour


Die Tour "Provenienz" der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM stellt die Herkunftsgeschichte zu ausgewählten Werken in den Mittelpunkt. Der Rundgang beleuchtet die Herkunft der Werke und ihre Eigentumsgeschichte.
kurzweilig
ca. 20 min
zur Tour

Daten und Fakten

Titel Selbstbildnis mit Dämonen
Künstler*in Karl Hofer (1878)
Entstehungszeit 1922/23
Inventarnummer 2988
Epoche Klassische Moderne Expressionismus
Maße Bildträger H 140.5cm B 120cm
Maße Rahmen H 162.9cm B 142.2cm T 6.2cm
Material Leinwand
Technik Ölfarbe
Genre Porträt
Gattung Gemälde
Abteilung Neue Malerei (nach 1800)
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