Provenienz-Tour

Kunstgeschichte(n) als Herkunftsgeschichte(n)

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Provenienzforschung

Auf Spurensuche

Bilder im Museum können viele Geschichten erzählen. In dieser Tour schauen wir anders auf die Werke als sonst – nicht in erster Linie auf ihre Motive, sondern auf ihre Herkunftsgeschichte.

Spätestens mit dem Fall Gurlitt ist die Provenienzforschung, also die Herkunftsforschung, in Deutschland auch jenseits der kunsthistorischen Kreise aktuell. Sie fragt zum Beispiel: Welche Vorbesitzer*innen hatte das Werk, bevor es ins Museum kam? In welchen Räumen hat es einst gehangen? Auf welchen Auktionen wurde es versteigert? Wurde es möglicherweise jüdischen Vorbesitzer*innen unter Zwang entzogen? In dieser Tour erfahren Sie von den langen und oft wechselvollen Geschichten, die sich hinter einzelnen Bildern verbergen.

Langwierige Aufarbeitung

Provenienzforschung wird in den deutschen Museen verstärkt erst seit 1998 betrieben. Damals tagte die internationale „Konferenz über Holocaust-Vermögenswerte“ in Washington. Die dort verabschiedete Washingtoner Erklärung ist ein „soft law“, also kein Gesetz, sondern eine moralische Selbstverpflichtung, die von vielen Staaten unterzeichnet wurde.

Seither sind die Museen dieser Staaten aufgerufen, das durch die Nationalsozialisten unrechtmäßig entzogene Kulturgut zu ermitteln und zu restituieren, also in der Regel an die Erben der einstigen jüdischen Eigentümer*innen zurückzugeben oder eine entsprechende faire und gerechte Lösung zu finden. Viele Jahrzehnte nach dem Ende des Nationalsozialismus und jenseits juristischer Fristen wird nun seit einigen Jahren systematisch dieses schwierige Kapitel deutscher Geschichte in Museen, Bibliotheken und Archiven aufgearbeitet – eine langwierige Tätigkeit, denn allzu oft gibt es viele Lücken in der Überlieferung.

Foto einer Inventarliste verschiedener Kunstwerke mit handschriftlichen Notizen.

Forschen – klären – publik machen

Seit 2010 ist die Provenienzforschung in der Kunsthalle institutionell fest verankert. Ihre Aufgabe ist es, sich mit der Herkunft der Werke und ihrer Eigentumsgeschichte zu befassen. Sie antwortet auf Restitutionsbegehren und untersucht die Sammlung in eigener Initiative, um Werke mit problematischer Vorgeschichte ausfindig zu machen. Informationen zur Herkunft lassen sich teilweise schon auf deren Rückseiten finden. In Bibliotheken, Archiven und Datenbanken werden dann weitere gesammelt. Nach ihrer Auswertung erscheinen die Forschungsergebnisse in Vorträgen, Publikationen oder Ausstellungen. Mittlerweile ließen sich schon viele schwierige Fälle klären; einige werden Ihnen auf diesem Rundgang vorgestellt.

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