
Selbstbildnis mit Dämonen
Beschreibung
Hofer reagiert mit dem Selbstbildnis auf die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, den er in Gefangenschaft verbrachte, und das Erstarken der nationalsozialistischen Bewegung, der er von Anfang an kritisch gegenüberstand.
Die paradoxe Selbstdarstellung des von Chimären bedrohten Künstlers – zugleich Auserwählter und Antiheld – wurde auch prospektiv als Vorahnung kommenden Unheils gelesen: bezogen auf Hofers eigenen Lebensweg und das Schicksal der modernen Kunst in Deutschland.
Die Rolle des Künstlers als „geistigem Seismograph“ ist heute eine verbreitete Form künstlerischer Selbstlegitimation, die hier ihren historischen Anfang hat.
Kunsthalle x Jakob Schwerdtfeger
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Kunst aus der Zukunft
Dieses Gemälde von Karl Hofer lässt das Herz von Jakob Schwerdtfeger höherschlagen! Warum? Hört selbst! In diesem Kunstsnack geht es um das Selbstbildnis mit Dämonen, wie sich der Künstler damit auf eine jahrhundertealte Tradition bezieht und gleichzeitig sehr sensibel auf seine eigene Zeit reagiert.
Jahrhundertealte Traditionen
„Der Titel und der Bildaufbau ist auch eine Anspielung auf ein bekanntes Thema in der Kunst: Die Versuchung des Heiligen Antonius. Die Parallelen zu Hofers Selbstbildnis mit Dämonen sind also durchaus vorhanden. (…) Darauf sieht man den Heiligen Antonius. Er ist in der Mitte des Werkes, um ihn herum sind lauter gruselige Dämonen, die alle aussehen wie Monster aus Videospielen. Sie zerren an dem Heiligen und umringen ihn. Die Parallelen zu Hofers Selbstbildnis mit Dämonen sind also durchaus vorhanden. Hofer bezieht sich hier geschickt auf eine kunstgeschichtliche Tradition und greift ein jahrhundertealtes Motiv auf.“
Kriegserfahrungen und Vorahnungen
„Im Zentrum des Bildes steht der Künstler selbst – mit Glatze und Schnauzbart. Er trägt einen Malerkittel, damit wirklich alle checken, dass er Maler ist. Normalerweise porträtierte sich Hofer sehr selbstbewusst, hier allerdings nicht. Sein Blick ist ängstlich, seine Handhaltung abwehrend. Das ist sehr verständlich, denn auf dem Bild ist der Künstler umgeben von großen Masken, es wirkt wie eine sehr mittelmäßige Halloween-Party. (…) Hofers Gemälde wird als Reaktion auf seine Erfahrungen im Ersten Weltkrieg gesehen. Hofer selbst war nicht an der Front, aber auch für ihn war die Zeit traumatisch. Er wurde von dem Krieg bei einem Frankreich-Urlaub überrascht und dann dort drei Jahre lang interniert. Mit Zwischenstation in der Schweiz kam er schließlich nach Deutschland zurück. Diese Erfahrungen verarbeitet er natürlich in seiner Kunst. Das Selbstbildnis mit Dämonen von Hofer zeigt außerdem die diffuse Angst vor einer Bedrohung. (…) Gegen das NS-Regime positionierte er sich deutlich. Schon 1931 rief er dazu auf, sich der Kommunistischen Partei anzuschließen um ein „Drittes Reich“ zu verhindern.“
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Kunsthalle x Jakob Schwerdtfeger

Provenienz-Tour
Daten und Fakten
Titel | Selbstbildnis mit Dämonen |
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Künstler*in | Karl Hofer (1878) |
Entstehungszeit | 1922/23 |
Inventarnummer | 2988 |
Epoche | Klassische Moderne Expressionismus |
Maße Bildträger | H 140,5 cm B 120,0 cm |
Maße Rahmen | H 162,9 cm B 142,2 cm T 6,2 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Genre | Porträt |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
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