Lageplan

Orientierungsplan, der den Standort des Werk Beckmanns der Highlight-Tour in der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM anzeigt
Highlights (16/21) Der Abtransport der Sphinxe Details der Station
Max Beckmann - Der Abtransport der Sphinxe

Der Abtransport der Sphinxe

Max Beckmann

Maße:
H 130.5cm B 140.5cm 
Jahr:
1945
Ort:
ZKM

Beschreibung

„Der Abtransport der Sphinxe“ ist eines der geheimnisvollsten Werke des Max Beckmann. Es entstand in den letzten Kriegstagen, als Frankreich bereits befreit und Holland noch von deutschen Truppen besetzt war. Beckmann selbst lebte seit acht Jahren im Exil in Amsterdam, wo dieses Gemälde ab März 1945 entstand. Der Maler reflektiert die ersten sichtbaren politischen Umbrüche infolge des nahenden Kriegsendes unter Zuhilfenahme der griechischen Mythologie als unwirklichen Traum.

Vorn ist eine Richtstätte zu sehen, rechts wird eine blonde Sphinx auf dem Henkerskarren abtransportiert, ihr zur Seite ein Henker. Der besiegten, blutbefleckten Sphinx folgen zwei weitere Sphingen nach: mit Jakobinermütze und französischem Generalshut hocken sie auf einem Triumphbogen, der durch die Schriftzeichen „ARK“ und „TOIR“ (arc de victoire) als Siegestor benannt wird. Der von Beckmann gewählte Typus der weiblichen Sphingen entspricht der griechischen Bildtradition, in der die Sphinx als Dämon der Zerstörung und des Unheils gilt. Eine Gewalttätigkeit scheint hier die nächste abzulösen.

Etwas zurückversetzt findet sich eine hölzern anmutende Kanone, die als Kriegsbeute der Unterlegenen gemeinsam mit den jakobinischen Sphingen aufgefahren wird. Das schöne Meeresblau mit Schiffsmasten und Wimpeln und ein weißer Tempel geben der Szene eine mediterrane Kulisse. Sie spielen möglicherweise auch auf Beckmanns eigene Sehnsucht nach der Ferne an, dessen Visumsantrag in die USA erst 1947 bewilligt wurde. Im oberen Bereich dominieren Blau, Weiß und Rottöne – sie könnten eine Hommage an Beckmanns Gastland sein und zugleich die Nationalfarben Frankreichs in Erinnerung rufen.

Highlight-Tour

Das Geheimnis der Sphinxe

Als Max Beckmann dieses Werk begann, war das Ende des Zweiten Weltkriegs endlich in Sicht. Jahre zuvor war der Künstler vor den Nationalsozialisten ins Exil nach Amsterdam geflohen. Während der letzten, schweren Kriegsmonate malte er den „Abtransport der Sphinxe“.

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Ein Rätsel

In der griechischen Mythologie gibt die Sphinx den Menschen ein Rätsel auf. Wer es nicht löst, wird getötet und gefressen. Auch Beckmann malt in Rätseln. Wovon erzählt sein Bild?

Links: Ausschnitt aus Max Beckmanns Gemälde Abtransport der Sphinxe. Zwei Sphinxen mit Hüten, daneben Nationalflagge Hollands in Rot, Weiß und Blau. Rechts: Ausschnitt aus Max Beckmanns Gemälde Abtransport der Sphinxe. Zwei Sphinxe in Gitterwagen.

Hinweis eins

Hier treffen Sieger und Besiegte aufeinander. Rechts wird eine gefangene Sphinx im Käfigwagen weggebracht. Die beiden anderen Sphinxe blicken ihr vom Triumphtor aus siegreich entgegen. Daneben blitzen rot-weiß-blau die Farben der Niederlande.

Links: Ausschnitt aus Max Beckmanns Gemälde Abtransport der Sphinxe. Detail eines Helms und eines Schwerts. Rechts: Ausschnitt aus Max Beckmanns Gemälde Abtransport der Sphinxe. Detail eines weißen Tempels vor blauem Hintergrund.

Hinweis zwei

Das Arsenal der Antike stellt vieldeutige Requisiten zur Verfügung. Im Vordergrund liegen Helm und Schwert: die Kampfhandlungen scheinen beendet. Hinten leuchtet marmorweiß ein mediterraner Tempel vor blauem Meer: Sehnsuchtskulisse und Hoffnung auf kultiviertere Zeiten.

Links: Ausschnitt aus Max Beckmanns Gemälde Abtransport der Sphinxe. Detail von zwei Sphinxen auf einem Torbogen. Rechts: Ausschnitt aus Max Beckmanns Gemälde Abtransport der Sphinxe. Torbogen mit der Aufschrift ARK und TOIR.

Hinweis drei

Beckmanns Abtransport der Sphinxe spielt auf konkretes Zeitgeschehen an. Zwei Sphinxfiguren hielten auf dem Eingangstor zum Amsterdamer Wertheim-Park Wacht. Sie verschwanden während des Zweiten Weltkriegs, und der nach einem jüdischen Mäzen benannte Park wurde in Park Tuin, (also „Park-Garten“) umbenannt. Beckmanns Inschrift auf dem Sphinx-Tor könnte ein Hinweis darauf sein.

Links: Ausschnitt aus Max Beckmanns Gemälde Abtransport der Sphinxe. Eine sitzende Sphinx, also ein Mischwesen aus Frau und Tier, mit Hut. Rechts: Ausschnitt aus Max Beckmanns Gemälde Abtransport der Sphinxe. Eine Sphinx, also ein Mischwesen aus Frau und Tier, hinter schwarzen Gittern.

Des Rätsels Lösung?

Aber eine Sphinx gibt ihr Rätsel nicht so leicht preis. Das Bild verquickt Beckmanns persönliche Situation mit aktueller Politik und uralten Mythen. Die Klauen der Sphinx im Käfigwagen sind blutbefleckt. Sie ist ein gefährliches Wesen. So spricht Max Beckmanns vieldeutiges Bildtheater auch auf die Frage von Schuld und Sühne an.

Touren zu diesem Werk

Blick in die Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM neben kleinen Reiterskulpturen im Vordergrund sind im Hintergrund ein Gemälde Cézannes sowie eine Skulptur Rodins zu sehen

Highlights


Die Tour "Highlights" der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM präsentiert Highlights aus 600 Jahren Kunstgeschichte der Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe aus Malerei, Grafik und Plastik.
kurzweilig
ca. 45 min
zur Tour

Daten und Fakten

Titel Der Abtransport der Sphinxe
Künstler*in Max Beckmann
Entstehungszeit 1945
Inventarnummer 2606
Epoche Klassische Moderne
Maße G 34kg
Maße Bildträger H 130.5cm B 140.5cm
Maße Rahmen H 148cm B 157.5cm T 6cm
Material Leinwand
Technik Ölfarbe
Genre Allegorie
Gattung Gemälde
Abteilung Neue Malerei (nach 1800)
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