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Nicolas de Largillierre - Bildnis eines Herrn im Jagdkostüm

Bildnis eines Herrn im Jagdkostüm

Nicolas de Largillierre

Maße:
H 137.5cm B 105.5cm 
Jahr:
um 1725–1727
Ort:
ZKM

Beschreibung

Nicolas de Largillierre zählte neben Hyacinthe Rigaud zu den namhaften Porträtisten seiner Zeit. Der Maler erfreute sich in Frankreich großer Anerkennung und malte bevorzugt für den zahlungskräftigen Adel.

Das Porträt zeugt vom wachsenden Selbstbewusstsein des französischen Adels um 1730. Die Eleganz der kostbaren Kleidung sowie die Kennzeichnung als Jäger verweisen auf die hohe soziale Stellung des Dargestellten. Ungezwungen auf dem Waldboden sitzend, erscheint sein Bild als Inbegriff aristokratischer Kultiviertheit und Souveränität.

Bemerkenswert sind die feine Ausführung und Farbigkeit des Gemäldes: Die delikaten Grau und Blautöne der Stoffe, die schimmernden Silberstickereien und die zarten Spitzen sind mit großer Sorgfalt wiedergegeben. Im Kontrast dazu steht die kulissenartige Landschaft, die den Hintergrund bildet. Das Bildnis erfährt durch den Zeigegestus und die leichte Körperdrehung eine Verlebendigung. Largillierre verwendete diese Haltung wiederholt und entsprach damit wohl einer Forderung des Kunsttheoretikers Roger de Piles. Dieser empfahl für die Darstellung hochstehender Personen eine Pose, die den Eindruck erwecke, als sprächen die Bildnisse zum Betrachter.

Solche Inszenierungen des Landlebens werden zu einem der Hauptthemen der Kunst des Rokokos, des sogenannten galanten Zeitalters.

Kunsthalle x Jakob Schwerdtfeger

Zum Audiotranskript der Kunstsnackepisode zu Nicolas de Largillierre.

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Völlig falsche Fashion

In diesem Kunstsnack geht es um das Bildnis eines Herrn im Jagdkostüm von Nicolas de Largillierre. Kunsthistoriker und Comedian Jakob Schwerdtfeger klärt u.a. auf, warum der Mann für die Jagd so unpassend gekleidet ist.

Abbildung des Bildnis eines jungen Edelmannes von Nicolas de Largillierre:. Der Mann trägt blaue barocke Kleidung mit silbernen Applikationen. Er sitzt unter einem Baum.

Meister der Farben

„Largillierre war ein Meister der Farben. Alles auf dem Bild wirkt fluffig und warm, der Waldboden ist nicht matschig-feucht, sondern sieht regelrecht gemütlich aus. Die Abendsonne legt sich über die Szene. Die unterschiedlichen Texturen des Jagdkostüms sind super gemalt. Man hat das Gefühl den Stoff fast anfassen zu können und jeden einzelnen Faden zu erkennen.“

Ausschnitt auf einen Hund und ein Gewehr.

Feinster Zwirn auf der Jagd?

„Wir sehen einen Mann lässig auf dem Waldboden sitzen. Um ihn herum sind ein paar Bäume, an seinem Oberschenkel lehnt ein Gewehr, wo man Gewehre halt so platziert. Auf der rechten Seite des Mannes ist dazu noch ein totes Rebhuhn. Es ist offensichtlich: Der Dargestellte ist auf der Jagd bzw. war es gerade. Wobei das gar nicht so offensichtlich ist, denn seine Kleidung passt so gar nicht zu einem Jäger. (…) Hier geht es vor allem um Status, denn der Dargestellte gehörte zum Adel des 18. Jahrhunderts in Frankreich. Wer genau hier abgebildet wird, ist nicht bekannt. Aber nur der Adel und das Großgrundbesitzertum durften damals jagen.“

Auschnitt auf das Gesicht des Herren.

Bedeutende Blicke

„Die gehobene Stellung des Dargestellten wird auch dadurch deutlich, dass er direkt aus dem Bild herausschaut. Wenn wir vor dem Gemälde stehen, werden wir frontal angeguckt. Hier wird Kunsttheorie in der Praxis angewandt, denn der Kunstkritiker Roger de Piles gab zu damaligen Zeit folgende Empfehlung ab: Menschen höheren Rangs sollten sich den Betrachter*innen direkt zuwenden und sie direkt anschauen. Genau das setzt Nicolas de Largillierre in seinem Gemälde in der Kunsthalle Karlsruhe um. Also ein weiteres Privileg: Auch Blickkontakt auf Bildern ist den oberen Schichten vorbehalten. (…) Der Edel-Adel-Jäger auf dem Gemälde zeigt sehr deutlich nach links aus dem Bild. Dazu sein eindringlicher Blick in unsere Richtung – eine klare Geste: Guck da rüber. Nur wenn wir nach links schauen, ist da nichts, nur der Bilderrahmen. Allerdings wird vermutet, dass es ursprünglich ein Doppelporträt war, dass es also ein Gegenstück gab, ein weiteres Bild daneben.“

Weitere digitale Angebote zu Nicolas de Largillierres "Bildnis eines Herrn im Jagdkostüm"

Abbildung des Gemäldes "Blumenstrauß" von Rachel Ruysch. Zu sehen sind viele bunte Blumen vor dunklem Hintergrund.

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Community-Tour

Kunsthalle x Jakob Schwerdtfeger


Kunstcomedian Jakob Schwerdtfeger präsentiert in einer digitalen Tour Kunstsnacks zu den Werken der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM.
kurzweilig
ca. 180 min
zur Tour

Daten und Fakten

Titel Bildnis eines Herrn im Jagdkostüm
Künstler*in Nicolas de Largillierre
Entstehungszeit um 1725–1727
Inventarnummer 2562
Epoche Barock
Maße Bildträger H 137.5cm B 105.5cm
Maße Rahmen H 163.5cm B 132.5cm T 13cm
Material Leinwand
Technik Ölfarbe
Genre Porträt
Gattung Gemälde
Abteilung Alte Malerei (vor 1800)
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