Robert Delaunay (1885) - Der Eiffel-Turm

Der Eiffel-Turm

Robert Delaunay (1885)

Maße:
H 116,0 cm  B 81,0 cm  
Jahr:
1910
Ort:
nicht ausgestellt

Beschreibung

Robert Delaunay begann seine malerische Laufbahn 1902 als Lehrling in einem Dekorationsatelier, bevor er sich der freien Kunst zuwandte. Schon bald gehörte er zu den künstlerischen Kräften in Europa, die mit ihrer Auffassung den Schritt von der Nachahmung zur Erfindung von Wirklichkeit taten.

Zwischen 1909 und 1911 malte Delaunay den Eiffelturm in mehreren Variationen. Das damals höchste Gebäude der Welt symbolisiert als Monument der Moderne den technischen Fortschritt und die Dynamik der Großstadt. „Der Turm redet das Weltall an“, schrieb Delaunay unter eine erste Ölstudie des Motivs.

Im Karlsruher Bild erhebt sich der Turm breitfüßig aus einer Häusermenge durch die Wolken in den Himmel. Mit seinen gewaltigen Maßen scheint er das Bildfeld zu sprengen. Eine Besonderheit der Darstellung liegt im dynamischen Wechsel des Lichts und der Blickpunkte. Delaunay zerlegte den Turm in einzelne Facetten – ein Verfahren, dessen Weiterentwicklung ihn zur völligen Auflösung des Gegenstandes führte. In der Mehransichtigkeit sowie in der braun- und grautonig gebrochenen Farbpalette zeigt sich der Einfluss des analytischen Kubismus von Pablo Picasso und Georges Braque.

Anlässlich der Weltausstellung 1889 errichtet, war der Eiffelturm bei Entstehung des Gemäldes besonders in den Blick gerückt. Man dachte darüber nach, ihn abzureißen. Doch das Vorhaben wurde nicht ausgeführt, da sich von seiner Spitze aus weltweit Funkverbindungen herstellen ließen. So wurde der Eiffelturm zur Antenne für Frankreichs Marine.

Delaunays Malerei hat in Deutschland weithin gewirkt. Als „Studie zu La Tour“ war das Karlsruher Bild 1912 in der ersten Ausstellung der Berliner Galerie „Der Sturm“ zu sehen, einer der bedeutendsten Plattformen für die Kunst der Avantgarde.

Buntes Leben unter dem Eiffelturm

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Robert Delaunays Darstellung des Eiffelturms steht exemplarisch für den künstlerischen Aufbruch der Moderne. Der Turm wird nicht in seiner Gesamtheit gezeigt, sondern fragmentiert und aus dem ursprünglichen Kontext herausgelöst. Durch das kubistische Aufbrechen entsteht eine Dynamik, die Wind, Bewegung und Perspektive zu einem explosiven Bildgeschehen verdichtet.

Die Spitze bleibt unsichtbar – sie suggeriert ein Hinauswachsen ins Kosmische. Man könnte sagen: Der Turm spricht mit dem Weltall. Delaunay bricht nicht nur mit tradierten Perspektivregeln, sondern entwirft zugleich ein Sinnbild des Fortschritts und der technischen Überlegenheit. Der monumentale Eindruck des Bauwerks wird in eine Bildsprache übersetzt, die Staunen auslöst.

Kubistisches Gemälde des Eiffelturms mit fragmentierten geometrischen Formen, Gebäuden am Fuß und wirbelnden Wolken am Himmel.

Für eine akustische Annäherung bot gerade die Geräuschkulisse eines alten Jahrmarkts eine neue Wahrnehmungsdimension: Menschenmengen, Straßenlärm und vertraute Baustellengeräusche spiegeln die Unruhe und Lebendigkeit der Metropole wider.

Die Darstellung der Wolken wurde mit subtilen akustischen Assoziationen unterlegt – etwa dem „Ploppen“ von Popcorn oder dem Grollen eines Gewitters. Wer genau hinhört, kann diese Details erkennen, doch sie bleiben bewusst im Hintergrund.

Durch das Ineinandergreifen mehrerer klanglicher Ebenen wird der Turm zu einem vibrierenden Resonanzkörper seiner Zeit – ein Monument, das technische Macht, Bewegung und das pulsierende Leben der Moderne zugleich verkörpert.

Anna Niswani Schäfer

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Daten und Fakten

Titel Der Eiffel-Turm
Künstler*in Robert Delaunay (1885)
Entstehungszeit 1910
Inventarnummer 2698
Epoche Klassische Moderne
Maße Bildträger H 116,0 cm  B 81,0 cm  
Maße Rahmen H 132,0 cm  B 97,0 cm  T 6,5 cm  
Material Leinwand
Technik Ölfarbe
Genre Architektur
Gattung Gemälde
Abteilung Neue Malerei (nach 1800)
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