Marie-Guilhelmine Benoist

Selbstbildnis, 1786

Das 1786 entstandene Selbstbildnis der erst 17-jährigen Künstlerin Marie-Guilhelmine Laville-Leroux, verh. Benoist (im Folgenden Benoist) entstand an einer biographischen Schnittstelle: Die junge Malerin war kurz zuvor vom Atelier Elisabeth Vigée-Lebruns zu Jacques-Louis David gewechselt. Sie hatte somit die in höfischen Kreisen etablierte Malerin der Königin Marie-Antoinettes verlassen, um fortan von einem vielversprechenden Maler unterwiesen zu werden, der nach seiner Rückkehr aus Italien eine große Werkstatt begründet hatte. Während Vigée-Lebrun für die Kunst des Ancien Régime stand, wurde David, der spätere Maler Napoleon Bonapartes, als Erneuerer einer Malerei aus dem Geist der Antike gefeiert.

Abbildung des Selbstbildnisses von Marie-Guilhelmine Benoist, auf dem die Künstlerin mit lockigem Haar und wallender Kleidung in die Kamera blickt. Sie hält einen Pinsel in der Hand und sitzt vor einer Leinwand, auf der sie gerade an einem Gemälde arbeitet.

Das hier vorgestellte Porträt verortet die junge Künstlerin im Spannungsfeld dieser beiden künstlerischen Konzepte und verdeutlicht zugleich ihre Ambitionen als Historienmalerin. Während die Künstlerin in der Wiedergabe ihrer eigenen Gestalt an Darstellungen von Vigée-Lebrun anknüpft, verweist das Werk auf der Staffelei vor ihr auf Davids Kunst. Die biografische Verankerung der Darstellung sprach bereits einer der zeitgenössischen Kritiker an. Als Marie-Guilhelmine Benoist das Bild 1786 auf der jährlich stattfindenden Ausstellung des künstlerischen Nachwuchses, der Exposition de la Jeunesse, zeigte, kommentierte er den Wechsel von Vigée-Lebrun zu David als vielversprechenden Schritt der jungen Malerin.

Zum wissenschaftlichen Erwerbungsbericht des Selbstbildnisses von Marie-Guilhelmine Benoist.

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