20. Feb. 2016 bis
10. Jul. 2016
Elger Esser
zeitigen
Elger Esser ist Träger des Oskar-Schlemmer-Preises 2016. Aus Anlass der Preisverleihung an zeigt die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe einen breiten Einblick von Essers Werk unter dem Titel zeitigen.
Essers Fotografien entstehen unter Verwendung historischer lichtbildnerischer Verfahren.
Mit ihnen erzeugt er Bilder, in denen sich das Momentane mit einer gedehnten Wahrnehmung und Reflexion des Vergehenden und Vergangenen verschränkt.
Essers Aufnahmen von Landschaften, leerstehenden, teilweise dem Verfall oder Vergessen preisgegebenen historischen Nutz- oder Sakralbauten, die er vor allem in Frankreich ausfindig macht, inszenieren den Blick nicht nur durch die Komposition, die Wahl des Ausschnitts und des Standpunkts. Sie erzeugen Atmosphären des Erinnerns auch über ein breites Repertoire „foto-grafischer“ Strategien. Zu ihnen gehören Langzeitbelichtungen, Unschärfe, farbliche Verfremdungen und Retuschen, der experimentelle Einsatz ungewöhnlicher Materialien als Bildträger (zum Beispiel versilberter Metallplatten) und alter Druckverfahren (wie jenes der Heliogravur). Sie betonen den Bildcharakter seiner Fotografien, die mitunter malerische Züge annehmen
Esser macht unter anderem die Küstenregionen der Bretagne, Claude Monets Garten in Giverny oder alte Postkarten in extremen Vergrößerungen zum Bildgegenstand. Damit spürt er den Ablagerungen im kollektiven Bildgedächtnis nach und thematisiert das Entstehen von Bildern, deren dokumentarische Möglichkeiten, die Dimension der Zeit und die Funktion des Schönen. Elger Esser wuchs in Rom auf. 1986 kehrte er nach Deutschland zurück und schrieb sich 1991 an der Düsseldorfer Kunstakademie ein. 1996 wurde er Meister-Schüler bei Bernd Becher. 2008 hatte er eine Gastprofessur an der Folkwang Schule in Essen inne; von 2006 – 2009 war er Professor für Fotografie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.