19. Nov. 2011 bis
19. Feb. 2012
Von Schönheit und Tod
Tierstillleben von der Renaissance bis zur Moderne
Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe feiert das Tierstillleben – erstmals weltweit – mit einer großen Sonderausstellungen.
Freude über den Reichtum der Natur, Spiel mit erotischen Zweideutigkeiten, Metapher für menschliches Leiden, Ausdruck adeligen Jagdvergnügens, die Nähe von Schönheit und Tod: Völlig unterschiedliche Aussagen sind mit den Darstellungen eines Genres verknüpft, das es noch zu entdecken gilt. Die Ausstellung in der Kunsthalle Karlsruhe veranschaulicht erstmals weltweit, wie sich Funktion und Bildsymbolik der Tierstillleben, aber auch der künstlerische Blick auf die wiederkehrenden Motive über die Jahrhunderte verändert haben.
Wie facettenreich eine Geschichte des Tierstilllebens vom 16. bis 20. Jahrhundert sein kann, beweisen die Bilder selbst. Gezeigt werden über 120 Werke – Gemälde, Aquarelle und Reliefs – von berühmten Künstler*innen wie Dürer, Rubens, Metsu, Weenix, Chardin, Goya, Manet, Ensor und Beckmann. Neben Werken der eigenen Sammlung bieten rund 90 hochkarätige Leihgaben aus internationalen bedeutenden Museen.
Deutsche Renaissancefürsten gaben zu Beginn des 16. Jahrhunderts Darstellungen erlegter Tiere für ihre Jagdschlösser in Auftrag. Um 1610 begannen flämische Künstler wie Frans Snyders, das Thema unter dem Einfluss von Peter Paul Rubens in prächtige barocke Bildkompositionen zu verwandeln. In der holländischen Kunst des 17. Jahrhunderts dienten Tierstillleben oft als Sinnbilder für Tod und Auferstehung. Sie wurden zu Kabinettstücken von höchster Konzentration und Raffinesse, während sie in der französischen Rokokomalerei feinste Eleganz entfalteten. Für Künstler*innen des 19. Jahrhunderts, inbesondere Francisco Goya, wurden tote Tiere zu Symbolen menschlichen Leidens und Sterbens. Eine Sichtweise, die im Expressionismus kraftvollen Widerhall fand. Jenseits aller Bedeutung bildete diese Thema stets eine Herausforderung für große Meister.
Ob mit den Mitteln naturalistischer Augentäuschung oder freier Expression: Immer ging es auch um virtuose Malerei. In der Zusammenschau der Werke werden die Gegensätze, aber auch die Verwandtschaften zwischen Stillleben aus unterschiedlichen Epochen sichtbar.