William Kentridge: Walking Man

Die fast zweieinhalb Meter große Gestalt hält in der Bewegung inne, der Fuß verharrt in der Luft. Sie ist leicht vornübergebeugt, in Arbeitsmontur gekleidet und trägt schwere Stiefel. Anstelle eines Kopfes ragt eine Baumkrone aus dem Hals, deren Zweige in unzähligen dünnen und spitzen Blättern enden, die die Luft zu zerschneiden scheinen.

Das von Kentridge dargestellte Mischwesen erinnert an die mythologische Figur der Daphne in den Metamorphosen des antiken Dichters Ovid. Daphne flieht vor dem verliebten Sonnengott Apoll und verwandelt sich in einen Lorbeerbaum.

Kentridges Walking Man durchquert eine moderne, verlassen wirkende Landschaft – am Horizont erscheinen winzige Industriebauten. Das Werk des südafrikanischen Künstlers setzt sich immer wieder mit dem bis 1994 herrschende Apartheidregime Südafrikas auseinander, mit Zeugnissen von Gewalt und Ausbeutung. Ob der Walking Man der Situation entflieht oder ihr entgegentritt, bleibt in der Schwebe.

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