
Dickicht mit Blumen und Tieren
Wibke geht über die Ländereien der Kunsthalle
Der Regen klatscht gegen das Fenster. Ich knipse eine weitere Lampe an. Mehr Licht! Aber auch innerlich fühle ich mich gerade düstergraumüde. Es ist Nachmittag. Ich bereite mir einen Tee zu und beschließe, einen Spaziergang zu machen: auf in die Kunst, möge sie mich beleben!
Aus dem Dickicht meiner Gedanken drücke ich mich ins Dickicht mit Blumen und Tieren. Der rote Mohn lockt mich, die gelb-weiß leuchtenden Margeriten, die blauen Kornblumen.
Mein Blick erfreut sich an den Farben der Blumen, die das ansonsten in dunklen Farben gehaltene Bild beleben – und fällt auf das Eichhörnchen mit seinem eigenartig ernsten Koboldgesicht. Vorsichtig schiebt es sich aus den Brombeeren hervor, sichtlich auf der Hut. Nicht zu Unrecht! Sieht man näher hin, entdeckt man Schlangen mit drohend (?) geöffnetem Maul, die auf das flauschige Hörnchen zu lauern scheinen.
In den Blumen lässt sich allerlei Getier entdecken: Tausendfüßler, Käfer, ein Nachtfalter. Unten kriechen Schnecken. Im Geäst des Baumes brütet ein Vogel, einen Ast darüber sitzt ein weiterer.
Ich sehe reife Brombeeren und Eicheln. Beinahe rieche ich ihren herben Duft. Och, und dort, das sind doch Pilze vor der tastenden Pfote (sagt man Pfote?) des Eichhörnchens.
Da scheinen alle Jahreszeiten im Bild zu sein, wenigstens Frühling und Herbst. Solche Tage kennt man, die zwischen den Jahreszeiten zu changieren scheinen. Gerade heute ist ein solcher Tag, denn vorm Fenster scheint nun die Sonne.
Am liebsten möchte ich mich nun auf die Symbolik des Bildes stürzen, um vielleicht besser zu verstehen, was die Künstlerin, Anne Elisabeth Ruysch, mit ihrem Bild erzählt. „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen!“ ruft es aus meinem Hirn. Ich begnüge mich mit dem, was ich gesehen habe, und flaniere weiter – mit dem Gedanken an reife Brombeeren, die mich jetzt sehr verlocken würden.
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Daten und Fakten
Titel | Dickicht mit Blumen und Tieren |
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Künstler*in | Anna Elisabeth Ruysch |
Entstehungszeit | um 1700 |
Inventarnummer | 378 |
Maße Bildträger | H 56,0 cm B 52,0 cm |
Maße Rahmen | H 71,0 cm B 66,1 cm T 7,5 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |
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