
Lotsen auf dem Landungssteg
Beschreibung
In diesem großformatigen Werk zeigt der 1864 in Uruguay geborene Maler Carlos Grethe drei in Ölzeug gekleidete Lotsen, die auf einem Landungssteg stehen. Mit in den Taschen versenkten Händen warten sie stoisch auf die Ankunft eines Schiffes. Hinter der weißen Brüstung des Stegs eröffnet sich der Blick auf das stürmische Meer und den Horizont, an dem einige Segelboote zu erkennen sind. Die Lotsen, mit den Widrigkeiten des Meeres sowie Wind und Sturm vertraut, stellte Grethe mit vom Wetter gegerbten Gesichtern in ihrer alltäglichen Lebensrealität und ohne jede Pose dar. Trotz dieser modernen Anmutung verkörpern die Männer zugleich den jahrhundertealten Topos der drei Lebensalter.
Nach Abschluss seiner künstlerischen Ausbildung an der Akademie in Karlsruhe und der Académie Julian in Paris unternahm Carlos Grethe eine mehrmonatige Reise auf einem Schiff nach Mexiko. Neben seiner Kindheit in Norddeutschland dürfte auch diese Schiffsreise seine Begeisterung für die Darstellung des maritimen Lebens bestärkt haben, die von diesem Zeitpunkt an – bis auf wenige Ausnahmen – sein Werk dominieren sollte.
Es entstanden zahlreiche Zeichnungen, Skizzen, Pastelle, Lithografien und Ölgemälde, in denen er das Meer, die Arbeit der Seeleute und das Leben auf dem Schiff festhielt. Grethe reiste ab 1911 regelmäßig in den belgischen Küstenort Nieuwpoort. Dort interessierte ihn vor allem die Darstellung der Szenerie zu unterschiedlichen Tageszeiten, mit unterschiedlicher Figurenausstattung und wechselnden Licht- und Witterungsbedingungen.
Die intensive Auseinandersetzung des Künstlers mit den Möglichkeiten der Farbe ist auch in diesem Werk auffällig. Selbst in den scheinbar monochromen Flächen ist eine Fülle an Farbtönen zu entdecken. In dem kühlen, hellen Blau sowie dem gedämpften Grün, Weiß und Gelb macht Grethe dem Betrachtenden den unruhigen Himmel, den stürmenden Wind und das aufgewühlte Meer geradezu spürbar.
Hans Thoma als Museumsdirektor
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Seestimmung
Drei Männer, die standhaft und in sich ruhend der stürmischen See und dem Wind trotzen. Sie warten, mit den Widrigkeiten des Meeres sowie Wind und Sturm vertraut, auf die Ankunft eines Schiffes, wie sie es schon so viele Male zuvor getan haben.
Lotsen
In diesem großformatigen Werk zeigt der 1864 in Montevideo (Uruguay) geborene Carlos Grethe drei Lotsen auf einem Landungssteg, die stehend im Halbprofil von links dargestellt mit den Händen in den Taschen stoisch vor sich hin blicken. Einer von ihnen befindet sich in der Mittelachse des Bildes, die anderen beiden leicht nach hinten versetzt in der rechten Bildhälfte. Die Beine der Männer spiegeln sich im nassen Boden des Stegs im unteren Bilddrittel.
Sie sind in Ölzeug, der wetterfesten Oberbekleidung in der Seefahrt, gekleidet, wie Grethe sie vermutlich häufig während seiner Kindheit in Hamburg gesehen hat. Hinter den Männern wird das Bild in der Mitte durch eine bildparallele weiße Brüstung begrenzt, hinter der sich der Blick auf das stürmische Meer und den Horizont eröffnet, an dem einige Segelboote zu erkennen sind.
Der Maler und das Meer
Nach Abschluss seiner künstlerischen Ausbildung an der Akademie in Karlsruhe und der Académie Julian in Paris unternahm Carlos Grethe eine mehrmonatige Reise auf einem Schiff nach Mexiko. Neben seiner Kindheit in Norddeutschland dürfte auch diese Schiffsreise seine Begeisterung für die Darstellung des maritimen Lebens bestärkt haben, die von diesem Zeitpunkt an – bis auf wenige Ausnahmen – sein Werk dominieren sollte.
Es entstanden zahlreiche Zeichnungen, Skizzen, Pastelle, Lithographien und Ölbilder, in denen er das Meer, die Arbeit der Seeleute und das Leben auf dem Schiff festhielt.
Auf Veranlassung seiner Lehrer Ernst Schurth und Ferdinand Keller wurde Grethe 1890 zunächst Hilfslehrer an der Akademie in Karlsruhe, bevor er 1891 zum ordentlichen Professor an der Kunstgewerbeschule ernannt wurde.
Obwohl sein Lebensmittelpunkt seit seiner Ausbildung fest in und um Karlsruhe lag, zog es Grethe wegen seiner Liebe zum Meer und seiner Faszination für das Seemannsleben immer wieder in den Norden, u.a. nach Dänemark und Schweden.
Wetter, Licht, Farbe
Ab 1911, als auch dieses Bild entstand, unternahm Grethe regelmäßig Reisen in den belgischen Küstenort Nieuwpoort und malte dort das Meer, das Küstenleben und den Hafen. Es entstanden zahlreiche Ansichten von Lotsen, dem Ijzer Kanal und dem Estakade, wie man den Landungssteg nennt.
Grethe interessierte dabei vor allem die Darstellung der Szenerie zu unterschiedlichen Tageszeiten, mit unterschiedlicher Figurenausstattung und wechselnden Licht- und Witterungsbedingungen.
Auch die intensive Auseinandersetzung mit der Farbgestaltung des Künstlers ist auffällig. Auf den ersten Blick etwas düster, entdeckt man beim zweiten Hinsehen eine Fülle an Farben, selbst in den scheinbar monochromen Flächen. In dem kühlen, hellen Blau sowie dem gedämpften Grün, Weiß und Gelb macht Grethe den Betrachtenden den unruhigen Himmel, den stürmenden Wind und das aufgewühlte Meer geradezu spürbar.
Die Lotsen heben sich durch ihre gelb-grüne Kleidung farblich vom Hintergrund mit der hellen Brüstung des Landungssteg ab. Grethes Faszination für das Sujet des arbeitenden Menschen, das so oft im Fokus seiner Werke stand, wird auch hier offenkundig. Der Maler bildete die Lotsen mit den vom Wetter gegerbten Gesichtern in ihrer alltäglichen Lebensrealität und ohne jede Pose ab und macht dadurch die Härte ihrer Arbeit für die Betrachtenden spürbar.
Ein Stück wildes Meer in Karlsruhe
Dieses Motiv arbeitender Menschen, der ungeschönte Blick auf die Lotsen und ihr Leben sowie die spannende Malweise dürften auch Hans Thoma von dem Werk überzeugt haben: „Das jetzt ausgestellte Bild „Lotsen“ scheint mir aber eine bedeutendere Arbeit dieses Künstlers zu sein die wohl der Aufnahme in eine Galerie würdig wäre, es ist von starker Art der Darstellung und es ist eine ächte Seestimmung“.
1912 erwarb Thoma das Werk für 6.000 Mark auf der Kunstausstellung in Baden-Baden für die Sammlung der Kunsthalle.
Eine sehr ähnliche Version dieses Motivs, allerdings ohne Signatur, befindet sich heute in Cuxhaven.
Touren zu diesem Werk

Hans Thoma the museum director

Hans Thoma als Museumsdirektor
Daten und Fakten
Titel | Lotsen auf dem Landungssteg |
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Künstler*in | Carlos Grethe |
Entstehungszeit | 1911 |
Inventarnummer | 1184 |
Maße Bildträger | H 170,5 cm B 116,0 cm |
Maße Rahmen | H 194,8 cm B 121,0 cm T 7,6 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
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Deutsche Kunstausstellung
Kunsthalle Baden-Baden 1912, Nr. 317
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Seefahrt und Kunst
NS-Kulturgemeinde in Gemeinschaft mit dem Reichsbund Deutscher Seegeltung 1935, Nr. 23
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100 Jahre Akademie. Die Lehrer
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe 1954, Nr. 41
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Carlos Grethe
Museum "Schlösschen im Hofgarten" 2009
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Hans Thoma - Ein Maler als Museumsdirektor
Studioausstellung ZKM 14.09.2024 - 02.02.2025
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: Karlsruhe
Koelitz, Karl
-
1915: Großherzogliche Kunsthalle zu Karlsruhe
Koelitz, Karl
Katalog der Gemälde -
1920: Staatliche Kunsthalle zu Karlsruhe
Koelitz, Karl
Katalog der Gemälde -
: Kalender 1996
Deutscher Sparkassenverband GmbH
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2008: Der Maler des Meeres - Carlos Grethe (1864-1913)
Stocke, Ingrun
Leben und Werk -
1971: Katalog Neuere Meister
Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Bearb.: Lauts, Jan
19. und 20. Jahrhundert -
1971: Katalog Neuere Meister
Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Bearb.: Lauts, Jan
19. und 20. Jahrhundert -
2015: Armin Hansen, the artful voyage;
Shields, Scott A.;
[published on the occasion of the exhibition Armin Hansen: The Artful Voyage, Pasadena Museum of California Art, Pasadena, California, 25.1. - 31.5.2015, Crocker Art Museum, Sacramento, California, 28.6. - 11.10.2015;