Lageplan

Kunsthalle x Markus Brock (13/15) Selbstbildnis vor der Litfaßsäule Details der Station
Das Ölgemälde zeigt den Künstler selbst vor einer Litfaßsäule, die mit verschiedenen Anzeigen bedeckt ist.

Selbstbildnis vor der Litfaßsäule

Georg Scholz

Maße:
H 60,0 cm  B 77,8 cm  
Jahr:
1926
Ort:
ZKM

Beschreibung

Im Jahr 1926 schuf Georg Scholz dieses „Selbstbildnis vor der Litfaßsäule“. Wach und offen schaut der Künstler aus dem Bild den Betrachtenden an. Die Szenerie um ihn wirkt eigentümlich kühl, einsam und unbelebt. Georg Scholz war ein Künstler der Neuen Sachlichkeit – sie liegt hier in der Luft.

Der Künstler begegnet uns gleichsam als Mann der Straße, nicht etwa bei der Arbeit im Atelier, sondern als Beobachter seiner zeitgenössischen Umgebung, der öffentlichen, sozialen und medialen Realität. Als Bürger in Hut und Mantel komponiert sich Scholz in den Bildvordergrund. Die Kulisse seines Auftritts bildet eine Litfaßsäule, auf der Ankündigen diverser Unterhaltungsangebote kleben: Beworben werden ein Tanzabend, bei dem „das dickste Weib Europas“ auftreten wird, und Sportereignisse. Neben der Litfaßsäule erkennt man links im Hintergrund eine Benzin-Zapfsäule, das Schaufenster eines Autohändlers und einen darin ausgestellten Mercedes.

So mondän und modern diese Szenerie anmuten mag, sie ist von einer befremdlich unwirklichen Lichtstimmung geprägt: Der Künstler wird von rechts durch scharfes Seitenlicht beleuchtet, im Schaufenster kommt das Licht jedoch von links. Im Moment dieser malerischen „Selbstaufnahme“ ist Scholz schon seit drei Jahren Lehrer an der Karlsruher Kunstakademie und damit auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er unterrichtet dort bis 1933. Dann verfemten ihn die Nationalsozialisten als „entarteten Künstler“ und entfernten ihn aus dem Amt.

Kunsthalle x Markus Brock

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Detail eines Gemäldes, welches den Kopf eines Mannes zeigt. Er trägt eine Brille und einen Hut.

Goldene Zeiten?

Seit ich ein Teenager bin, fasziniert mich dieses Gemälde. So wie uns die niederländischen Meister ins 17. Jahrhundert eintauchen lassen, sind wir hier mitten drin in den gar nicht so goldenen 20er Jahren des 20. Jahrhundert.
Ein sehr bürgerlich gekleideter, rundlicher Herr schaut uns ernst an. Er trägt Melone, Anzug, Krawatte und Hornbrille. Es ist der Künstler selbst: Georg Scholz, Professor an der Badischen Landeskunstschule in Karlsruhe. Damals, 1926, war er auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Maler der Neuen Sachlichkeit.

Abbildung von Georg Scholz Selbstbildnis vor der Litfaßsäule

Reise in die Vergangenheit

Er steht vor einer Litfaßsäule, hat damals auch selbst Werbezeichnungen für Industrie und Handwerk gemacht. Und als Statussymbol platziert er im scharfen Hintergrund einen Mercedes im Schaufenster. Dazu eine Säule mit Werbung für die Benzinmarke Stellin. Dinge, die das Stadtleben damals geprägt haben. Durch das horizontale Format wirkt das dreigeteilte Bild fast wie eine Filmszene. Und obwohl es keine weiteren Menschen und kein Stück Natur zeigt, ist es doch wie eine Zeitmaschine für mich. Die dunklen, erdigen Töne, die hochgezogenen Augenbrauen, der kritische Blick, mit dem Georg Scholz das Zeitgeschehen mustert, wirken auf mich wie eine Vorahnung auf das Grauen, das der Welt bevorsteht.

Gemälde Weiblicher Akt mit Gipskopf von Georg Scholz, entstanden 1927. Es zeigt eine nur mit schwarzen Nylonstrümpfe bekleidete Frau auf einem Tisch sitzend. Neben ihr ist eine Büste einer Frau.

"Entarteter Künstler"

1933 wird Georg Scholz als „entarteter Künstler“ von den Nazis aus seinem Amt entlassen. Seine Bilder, die in ganz Deutschland in Museen hingen, wurden entfernt und teilweise zerstört. Scholz zog ins südbadische Waldkirch und konnte immerhin das Ende des Nationalsozialismus erleben. Die französischen Besatzer machten ihn noch zum Bürgermeister. Doch Ende 1945 – mit 55 Jahren – starb er.

Weitere Digitale Angebote zu Georg Scholz' "Selbstbildnis vor der Litfaßsäule"

Foto von Jakob Schwerdtfeger neben einem goldenen Rahmen, in dem eine Abbildung des Gemäldes "Selbstbildnis vor der Litfaßsäule" von Georg Scholz zu sehen ist. Darüber steht der Schriftzug: "Kunstsnack"

Das Werk im Podcast Kunstsnack

Episode 39: Hater’s gonna hate – Selbstbildnis vor der Litfaßsäule von Georg Scholz

In diesem Kunstsnack geht es um Georg Scholz‘ Selbstbildnis vor der Litfaßsäule. Jakob Schwerdtfeger erklärt die Hintergründe des Gemäldes, die Bedeutung des Autos im Hintergrund, die Neue Sachlichkeit und ein dunkles Kapitel im Leben des Künstlers.

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Zum Audiotranskript der Kunstsnackepisode zu Georg Scholz

Touren zu diesem Werk

Der Künstler vor einer Litfaßsäule
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Kunsthalle x Markus Brock


Mit einem neuen Blick auf die Sammlung präsentiert Markus Brock einzelne Hidden Highlights.
kurzweilig
ca. 55 min
zur Tour

Daten und Fakten

Titel Selbstbildnis vor der Litfaßsäule
Künstler*in Georg Scholz
Entstehungszeit 1926
Inventarnummer 2631
Maße Bildträger H 60,0 cm  B 77,8 cm  
Maße Klimakiste H 93,0 cm  B 113,0 cm  T 23,0 cm  
Maße Rahmen H 72,2 cm  B 90,6 cm  T 4,5 cm  
Material Pappe
Technik Ölfarbe
Gattung Gemälde
Abteilung Neue Malerei (nach 1800)
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