Lageplan

Orientierungsplan, der den Standort des Werk Jordaens der Tour 500 Jahre Gegenwart in der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM anzeigt
500 Jahre Gegenwart (2/7) Moses schlägt Wasser aus dem Felsen Details der Station
Jacob Jordaens (1593) - Moses schlägt Wasser aus dem Felsen

Moses schlägt Wasser aus dem Felsen

Jacob Jordaens (1593)

Maße:
H 200.0cm B 180.0cm 
Jahr:
um 1618
Ort:
ZKM

Beschreibung

Neben Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck gehört Jacob Jordaens zu den bedeutendsten flämischen Malern des 17. Jahrhunderts. Das fast zwei mal zwei Meter große Historiengemälde „Moses schlägt Wasser aus dem Felsen“ zählt zu den Hauptwerken des jungen Jordaens.

Thema ist das Quellwunder des Moses aus dem Alten Testament: Auf ihrem Zug aus der ägyptischen Knechtschaft in das Gelobte Land kommen die Israeliten in die Wüste Zin. Dem Verdursten nahe, beklagen sie sich bei ihren Führern Moses und Aaron und zweifeln an deren göttlicher Sendung. Den beiden Männern wird jedoch von Gott ein Wunder verheißen. Sie sammeln das Volk und die mitgeführten Tiere an einem Felsen. Nachdem sie zu diesem gesprochen haben, schlägt Moses zweimal den Stab gegen das Gestein, aus dem daraufhin das lebensspendende Wasser bricht.

Anders als in den vorigen Jahrhunderten, stellt Jordaens nicht mehrere Momente der Erzählung gleichzeitig dar, sondern konzentriert sich auf die dramatischen Sekunden vor dem Eintreten des Wunders. In helles Schlaglicht getaucht, wirken die Leiber der Israeliten und ihrer Tiere überaus plastisch. Indem der Maler sie zu einer dichten Gruppe zusammenschiebt, vermittelt er den Eindruck einer brodelnden Volksmenge, die den Augenblick ihrer Rettung kaum noch erwarten kann. Diese höchste Anspannung entlädt und spiegelt sich in ihren Blicken und Gesten.

Jordaens zeigt sich in diesem kühnen Werk von barocker Wucht und kompositorischer Dichte auf der Höhe seiner frühen Meisterschaft.

500 Jahre Gegenwart

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Der sammelnde Soldat

Recherchiert man zu Markgraf Hermann, findet man vor allem Hinweise auf seine militärische Laufbahn. Für die Kunsthalle spielt er aber eine immense Rolle als Kunstkenner und –sammler, der die zeitgenössische Barockkunst bestens im Blick hatte.

Soldat und Kunstliebhaber

Weit gereist, aktiv als Soldat und Diplomat – Markgraf Hermann von Baden-Baden machte sich ab den 1660er-Jahren als Befehlshaber und Gesandter des Kaisers vielfach um das Heilige römisch-deutsche Reich verdient. Dabei war er eigentlich für eine geistliche Laufbahn vorgesehen und zeitweilig als Nachfolger des polnischen Königs gehandelt worden. Vollzieht man seine unzähligen Einsätze in ganz Europa nach, ist man verwundert, wie er die Muße finden konnte, seine Regensburger Residenz auszustatten. Dennoch führt sein Nachlassinventar von 1691 ihn als offensichtlich passionierten Kunstliebhaber vor Augen.

Portraitstich des Künstlers Bartholomäus Kilian: In einem Medaillon Markgraf Hermann von Baden-Baden in Rüstung mit Spitzenkragen. Lange, wellige Haare umrahmen ein rundliches Gesicht.

Hochmodern: eine reine Bildersammlung

Hervorzuheben ist, dass nicht die damals vielerorts noch übliche Vielfalt der von Natur und Menschenhand geschaffenen Wunder seine Sammlung auszeichnete. Vielmehr listet das Inventar eine immense Anzahl von Gemälden, die sicher nicht nur die Wohn- und Arbeitsräume des Fürsten schmückten, sondern vermutlich einen eigenen Sammlungsraum.

Mit dieser reinen Bildersammlung – als Phänomen in den Niederlanden erst im 17. Jahrhundert aufgekommen – zeigt sich Hermann ganz auf der Höhe seiner Zeit. Auch und vor allem zeichnet er sich aber durch seinen Blick auf die zeitgenössische deutsche und vor allem niederländische Kunstproduktion aus.

Gemälde von Jan Davidsz. de Heem; An blauen Bändern mit Schleifen ist eine überbordende Girlande aus Früchten und Blumen aller Jahreszeiten in einer Steinnische aufgehängt.

Kunst im großen Format

In erster Linie interessiert sich der weltzugewandte Junggeselle für den Inbegriff barocker Malerei, die flämische Kunst der ersten Jahrhunderthälfte: Rubens, Rubens, Snyders, Rubens… und Jordaens – wobei unter den heute noch 20 in der Kunsthalle nachweisbaren Stücken die holländischen Meisterwerke z. B. eines Pieter Coecke van Aelst oder eines Jan Davidszon de Heem nicht unterschlagen werden dürfen. Weit häufiger als ein „stuckhel“ oder „stücklein“, also kleine, gut erschwingliche und gut transportable Kabinettstücke, kommt in Hermanns Inventar die Bezeichnung „ein groß stuckh“ vor. Mit den großen Formaten gingen im Normalfall mythologische oder biblische Themen einher, so auch bei diesem Quellwunder des Moses, das einem katholischen Fürsten wie Hermann sicher gut zu Gesicht stand. Mit barock geballter Verdichtung und Wucht zeigt der damals gerade 25-jährige Künstler Jacob Jordaens in dramatischer Zuspitzung den Moment, bevor ein göttliches Wunder die dürstenden Israeliten erlöst.

Ausschnitt aus Jacob Jordaens Gemälde: Ein Mann mit nacktem Rücken kniet neben einem auf Zehenspitzen stehenden Jungen und zeigt nach oben. Beide sind als Rückenfiguren zu sehen.

Zeitgenossen aus zwei Generationen

Die große Werkstatt, die Jordaens später in Antwerpen betrieb, zeugt von der veränderten Auftragslage in dieser Blütezeit niederländischer Kunst: Nicht nur kirchliche oder städtische Bestellungen sicherten Jordaens einen opulenten Lebensunterhalt, sondern auch die von zahlreichen internationalen Fürsten- und Königshäusern georderten Werke.

Dieses Gemälde, über dessen ursprünglichen Entstehungskontext nichts bekannt ist, dürfte aber nicht direkt von Jordaens Hand in die Hermanns gewandert sein, auch wenn die beiden Männer zumindest 50 Jahre als Zeitgenossen lebten. Vielmehr ist es die interessante Konstellation eines reifen badischen Kunstsammlers, der in einer Zeit, da die barocke flämische Kunst gerade am Zenit stand, ein Frühwerk eines ihrer Hauptvertreter in seine fürstliche Sammlung aufnahm.

Touren zu diesem Werk

Blick in die Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM neben kleinen Reiterskulpturen im Vordergrund sind im Hintergrund ein Gemälde Cézannes sowie eine Skulptur Rodins zu sehen

Highlights


Die Tour "Highlights" der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM präsentiert Highlights aus 600 Jahren Kunstgeschichte der Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe aus Malerei, Grafik und Plastik.
kurzweilig
ca. 45 min
zur Tour
Abbildung eines abstrakten Gemäldes mit grauen und blautönigen Farbflächen

500 Jahre Gegenwart


Die Tour "500 Jahre Gegenwart" der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM führt Besucher auf eine Zeitreise durch 500 Jahre Gegenwart.
kurzweilig
ca. 25 min
zur Tour

Daten und Fakten

Titel Moses schlägt Wasser aus dem Felsen
Künstler*in Jacob Jordaens (1593)
Entstehungszeit um 1618
Inventarnummer 186
Epoche Barock
Maße Bildträger H 200.0cm B 180.0cm
Maße Rahmen H 232.0cm B 216.0cm T 10.0cm
Material Eichenholz
Technik Ölfarbe
Genre Historie
Gattung Gemälde
Abteilung Alte Malerei (vor 1800)
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