
Stillleben mit Zinnkrug und Pfirsichen
Beschreibung
Bereits von seinen Zeitgenossen als „großer Magier“ gefeiert, zählt Jean-Baptiste Simeon Chardin bis heute als einer der überragenden französischen Maler des 18. Jahrhunderts.
Markgräfin Karoline Luise von Baden erwarb zwischen 1759 und 1761 insgesamt fünf Gemälde des Malers für ihre Sammlung, darunter zwei Bildpaare mit Tier- beziehungsweise Früchtestillleben.
Zu diesen zählt das „Stillleben mit Zinnkrug und Pfirsichen“. Es entstand in einer Zeit, als der Künstler mit der Aufnahme in die Königliche Akademie offizielle Anerkennung erfuhr. Spezialisiert auf Stillleben- und Genremalerei war er für die Wahrhaftigkeit seiner Werke und den meisterhaften Umgang mit der Farbe bekannt. Der Autor Marcel Proust rühmte 1895 in einem Essay die Werke Chardins als eine Befreiung von Konventionen und eine Aufwertung des Einfachen.
Zwei Hauptmotive beherrschen das Stillleben: eine hoch aufragende Kanne aus Zinn und eine breit gelagerte flache Schale mit rotbackigen Pfirsichen. Auf diese dicht zusammengerückten Dinge trifft helles Licht. Es lässt die Früchte farbig aufleuchten und das Zinngefäß schimmern. In dieser Atmosphäre gesättigten Darstellung, in der die Dinge von geheimnisvollem Leben erfüllt zu sein scheinen, zeigt sich Chardins Meisterschaft auf schönste Weise. Mit sicherem Pinsel sind die Farben gesetzt und Oberflächen erfasst: die Zinnkanne mit den farbigen Spiegelungen und Glanzlichtern, die pelzigen Pfirsiche, die Pflaumen mit ihrem tauartigen Belag und die gekerbten Schalen der Nüsse.
Highlight-Tour
Magie der Wirklichkeit
Ein bisschen Obst, ein paar Gefäße: Wie zufällig zusammengeschoben liegen und stehen die Dinge auf einem Gesims. Nichts Besonderes eigentlich. Und doch… Chardins Stillleben verzaubern!
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Nicht nur die Zeitgenoss*innen des 18. Jahrhunderts zogen die Werke des französischen Künstlers in den Bann. Auch Cézanne, der Vater der Moderne, zeigte sich mehr als 150 Jahre später fasziniert von Chardins Kunst. Denn hier geht es um die reine Malerei, nicht mehr – aber auch nicht weniger!
Es heißt, er habe eine ihm allein eigene Technik und gebrauche ebenso oft seinen Daumen wie seinen Pinsel. Denis Diderot
Sensibler Beobachter
Chardins Gegenstände transportieren keine symbolische Bedeutung mehr wie die Dinge auf den niederländischen Stillleben des 17. Jahrhunderts. Die Früchte oder Gefäße sind einfach da. Aufs Feinste hat der Maler ihre Anordnung und ihre Proportionen austariert. Sehen Sie, wie sich die samtigen Pfirsiche im Zinnkrug spiegeln. Die durchscheinende gläserne Karaffe auf dem Gegenstück dieses Bildes sieht man überhaupt nur, weil Glanzlichter und Spiegelungen auf der Oberfläche aufscheinen. Sensibel beobachtet Chardin, wie das Licht zwischen den Objekten hin- und herhuscht. Er behandelte alle Gegenstände im Bild in derselben, dichten Malweise.
Chardin arbeitete langsam, mit relativ kurzen Pinselstrichen, und schichtete lasierende, das heißt durchscheinende, und dichtere Farblagen übereinander. Auf unnachahmliche Weise gelang es ihm so, die Wirklichkeit einzufangen mit den Mitteln der Malerei.
Touren zu diesem Werk

Highlights
Daten und Fakten
Titel | Stillleben mit Zinnkrug und Pfirsichen |
---|---|
Künstler*in | Jean Siméon Chardin |
Entstehungszeit | um 1728 |
Inventarnummer | 496 |
Epoche | Barock |
Maße Bildträger | H 56.1cm B 46.1cm |
Maße Rahmen | H 69.0cm B 59.5cm T 6.0cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Genre | Stillleben |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |
Nicht durch eine detailgetreue Wiedergabe, sondern durch eindringliche Gestaltung von Farbe und Licht gelingt es Chardin, uns eine Vorstellung vom Wesen der Dinge zu geben.
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Werke französischer Kunst des 18. Jahrhunderts
Königliche Akademie der Künste, Berlin 1910
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Hauptwerke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Kunstverein St. Gallen 26.04.1947-12.07.1947
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Malerei des 18. Jahrhunderts
Central Collecting Point, Landesmuseum ab 28. September 1947
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Begegnungen von Kunstwerken verschiedener Jahrhunderte
Wallraf-Richartz-Museum Dezember 1953 - Februar 1954
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Chardin
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 05.06.-22.08.1999
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Chardin
Galeries Nationales du Grand Palais, Paris 07.09.-22.11.1999
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Chardin
Royal Academy of Arts, London 09.03.-28.05.2000
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Chardin
Metropolitan Museum of Art, New York 19.06.-17.09.2000
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Die Meister-Sammlerin Karoline Luise von Baden
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 30.05.2015 - 06.09.2015
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1863: Deutscher Bildersaal
Parthey, Gustav
Verzeichniss der in Deutschland vorhandenen Oelbilder verstorbener Maler aller Schulen -
1864/II: Le musée de Carlsruhe
Viardot, L.
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1876: Les gravures françaises du XVIIIe siècle
Emmanuel Bocher
Ou catalogue raisonné des estampes, eaux-fortes, pièces en couleur, au bistre et au lavis, de 1700 à 1800 -
[1907]: J.-B. Siméon Chardin
Dayot, Armand; Guiffrey, Jean; Roujon, Henry
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1911: Chardin
Furst, Herbert E. A.
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1932: J. B. S. Chardin
Ridder, André de
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1933: Karoline Luise von Baden als Kunstsammlerin
Kircher, Gerda
Schilderungen und Dokumente zur Geschichte der Badischen Kunsthalle in Karlsruhe -
1933: Chardin
Wildenstein, Georges
Bibliographie et catalogue critiques -
1938: J. B. S. Chardin
Pinder, Wilhelm
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1947: Hauptwerke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Martin, Kurt (Bearb.); Kunstverein St. Gallen (Hg.)
Kunstverein St. Gallen, 26.04.-12.07.1947 -
1953: Begegnungen von Kunstwerken verschiedener Jahrhunderte
Wallraf-Richartz-Museum
Wallraf-Richartz-Museum, Eigelsteintorburg, Köln, Dezember 1953 - Februar 1954 -
1955: Die Stilleben Chardins in der Karlsruher Galerie
Chapeaurouge, Donat de
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1957: Meisterwerke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Lauts, Jan (Bearb.); Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
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1963: Chardin
Wildenstein, Georges
Catalogue raisonné -
1963: Französische Meister aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Lauts, Jan (Bearb.); Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Bildheft -
1966: Katalog Alte Meister bis 1800
Bearb.: Lauts, Jan; Hrsg.: Vereinigung d. Freunde d. Staatl. Kunsthalle
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1966: Katalog Alte Meister bis 1800
Bearb.: Lauts, Jan; Hrsg.: Vereinigung d. Freunde d. Staatl. Kunsthalle
Bildband -
1968: Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Lauts, Jan (Bearb.); Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hg.)
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1979: Chardin
Rosenberg, Pierre
1699-1779 -
1980: Karoline Luise von Baden
Lauts, Jan
Ein Lebensbild aus der Zeit der Aufklärung -
1983: L' opera completa di Chardin
Rosenberg, Pierre
-
1983: Caroline Luise, Markgräfin von Baden
Schwarzmann, Annelis; Lauts, Jan
1723 - 1783 -
1986 (2. Aufl.): Stilleben alter Meister
Jan Lauts (Bearb.); Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
II. Franzosen -
1986: Chardin
Conisbee, Philip
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1989: Reihe "museum"
Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Westermann-Führer -
1993: Zur Bildkonzeption der Stilleben Jean Siméon Chardins
Broeker, Holger
Ein Beitrag zur Geschichte der Gattung -
1994: Chardin
Roland Michel, Marianne
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1999: Jean Siméon Chardin 1699-1779
Hrsg.: Staatl. Kunsthalle Karlsruhe; Konzeption: Lüdke, Dietmar
Werk - Herkunft - Wirkung -
1999: Chardin
Rosenberg, Pierre; Caille, Bernadette
Paris, Galeries Nationales du Grand Palais, 07.09.-22.11.1999; Düsseldorf, Kunstmuseum und Kunsthalle, 05.12.1999-20.02.2000; London, Royal Academy of Arts, 09.03.-28.05.2000; New York, The Metropolitan Museum of Art, 19.06.-17.09.2000 -
1999: Chardin
Rosenberg, Pierre; Temperini, Renaud
Suivi du catalogue des oeuvres -
1999: Chardin
Beaux Arts Magazin
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1999: Chardin
Rosenberg, Pierre; Temperini, Renaud
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2005: Gesamtverzeichnis Französische Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts in Deutschen Sammlungen
Rosenberg, Pierre; Mandrella, David
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2012: Nur ein Blick auf Baden
Baden, Bernhard von; Douglas, Christoph
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2012: Jean Siméon Chardin
Yasui, Hiroo (Hg.); Rosenberg, Pierre (Red.)
1699-1779 -
2015: Die Meister-Sammlerin Karoline Luise von Baden
Jacob-Friesen, Holger (Hg.); Müller-Tamm, Pia (Hg.); Frank, Christoph; Zimmermann, Wolfgang
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 30.05.-06.09.2015; Generallandesarchiv Karlsruhe 17.06.-16.10.2015 -
2015: Aufgeklärter Kunstdiskurs und höfische Sammelpraxis
Frank, Christoph (Hg.); Zimmermann, Wolfgang (Hg.); Jacob-Friesen, Holger; Müller-Tamm, Pia
Karoline Luise von Baden im europäischen Kontext