
Die mystische Heirat der Heiligen Katharina
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Namensgebend: Eine kleine Geschichte über eine große Malerin
Bologna um 1550 – eine mittelgroße italienische Stadt, die bis heute für ihre Universität bekannt ist. Hier beginnt die Geschichte einer Frau, die mit ihren aussagekräftigen Porträts und einfühlsamen Andachtsbildern, ja überhaupt ihrer Art zu malen, nicht nur ihre Zeitgenoss*innen bis hin zum Papst, beeindruckte, sondern auch Kunstliebhaber unserer Zeit fasziniert. Ihr Name – Lavinia Fontana.
Die Stadt der Frauen
Gerade weil Bologna seit seiner Eroberung durch Papst Julius II. 1506 zum Kirchenstaat gehörte, bot die Stadt überraschenderweise für Frauen eine gewisse Chance, sich zu entfalten. Um möglichst erfolgreich ihren Tätigkeiten nachgehen zu können, waren viele Männer Bolognas gezwungen, regelmäßig für längere Aufenthalte nach Rom, in das Herz des Kirchenstaats zu reisen, und waren so häufig abwesend. Wollte man jedoch die eigenen Positionen in der Stadt nicht an konkurrierende Familien verlieren, blieb diesen Männern nichts Anderes übrig, als ihren Frauen die vorübergehende Führung der Geschäfte in ihrem Namen zu übertragen. Hieraus ergab sich eine spannende Gemengelage, die eine recht selbstbewusste und eigenständig agierende Schicht wohlhabender Damen hervorbrachte. Nicht zuletzt die Aufträge dieser Klientel, die stets auf der Suche nach standesgemäßen Kunstwerken war, machten die außerordentliche Karriere Lavinia Fontanas möglich.
Im Namen der Kunst
In ihrem Privatleben drehte Lavinia Fontana in Sachen Geschlechterverhältnis den Spieß um. Sie arbeitete für den Broterwerb, während ihr Ehemann die Familie managte. Nebenbei war er in der Werkstatt seiner Frau behilflich und malte Teile der Gemäldehintergründe. In einem Punkt musste sich aber auch die erfolgreiche Malerin den Gesetzen ihrer Zeit beugen. Anstatt ihre Aufträge selbstständig verhandeln zu können, wie es ihre männlichen Kollegen taten, war hier Fontanas Ehemann gefragt. Denn Geschäfte finanzieller Natur überließ man nur ungern vollumfänglich dem weiblichen Geschlecht – eine Konstellation, die noch mehrere Jahrhunderte andauern sollte. Papst Clemens VII. zeigte sich unbeeindruckt von der Geschlechterfrage und berief Lavinia Fontana nach Rom, wo sie als erste Künstlerin Bolognas in die renommierte Künstlervereinigung Accademia di San Luca aufgenommen wurde und großformatige Altarbilder ausführte.
„Fontana“ für die Kunsthalle
Einem Kunstliebhaber und Sammler, der das Talent dieser Künstlerin besonders zu schätzen wusste, verdankt die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe das Gemälde Lavinia Fontanas, welches erst seit kurzer Zeit die Sammlung des Hauses bereichert. Dr. Hermann Röchling hatte eine besondere Liebe zu Werken auf Kupferblech und bewunderte das Gemälde Fontanas der mystischen Vermählung der heiligen Katharina so sehr, dass Lavinia Fontana namensgebend für seine Stiftung wurde. Die Fontana Stiftung zur Förderung sozialer, karitativer sowie kultureller Zwecke unterstützt dankenswerterweise unter anderem auch die Kunsthalle Karlsruhe. Hiermit schließt sich der Kreis der besonderen Würdigung einer außergewöhnlichen Künstlerin.
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Who is who
Daten und Fakten
Titel | Die mystische Heirat der Heiligen Katharina |
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Künstler*in | Lavinia Fontana |
Entstehungszeit | um 1575 |
Inventarnummer | 3069 |
Maße Bildträger | H 25,7 cm B 19,5 cm T 0,6 cm |
Maße Rahmen | H 44,4 cm B 37,8 cm T 3,8 cm |
Material | Kupfer |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |
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