Who is who

Kunstgeschichte(n) mit und ohne Namen

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Kunstgeschichte(n) mit und ohne Namen

„Das Who is who der Kunstgeschichte“, „Malerei von A bis Z“, „Kunst von der Antike bis zur Gegenwart“ – das wären oder sind knackige Titel für Bücher, wahlweise dickere oder dünnere. Nicht nur beim Verfassen solch verdichteter Überblicke für ein kunstinteressiertes Publikum wird dabei meist auf die großen Namen zurückgegriffen. Auch unter Fachleuten wurde und wird die Geschichte der Kunst immer wieder als eine Geschichte der Namen erzählt.

Schon die Anfänge der Kunstgeschichte sind eng mit dem Thema verbunden: Giorgio Vasari, Karel van Mander oder Joachim von Sandrart, wichtige Geschichtsschreiber der Bildenden Künste, breiteten im 16. und 17. Jahrhundert einen weiten Namensfächer aus. Als die Kunstgeschichte sich im 19. Jahrhundert zur wissenschaftlichen Disziplin entwickelte, spielten Kennerschaft, Stilkritik und Händescheidung, also das Benennen der für ein Künstler*innenindividuum charakteristischen Merkmale, eine wichtige Rolle.

Neben dem eher ideellen Wert, der dabei dem Werk dieses oder jenes Künstlers beigemessen wurde, gibt es aber noch den materiellen: Namen verkaufen sich gut, nicht erst heute. Das komplexe Zusammenspiel von künstlerischem Schaffen und Publikum, von wissenschaftlicher Auseinandersetzung und Marktwert durchzieht die Geschichte der Kunst: Waren Werke gefragt, wurden sie gekauft und fanden ihren Weg in Sammlungen, dann hat sich der dazugehörige Künstler*innenname festgeschrieben. Kann die Kunstwissenschaft ein bis dahin anonymes Werk einem namhaften Künstler zuschreiben, vervielfacht sich sein Wert. Zu Markt gehört Marketing, und gutes Marketing funktioniert über Marken – in der Welt der Kunst nicht selten Namen.

Doch können, dürfen, wollen wir heute in dieser Kunsthallen-Präsentation eine Kunstgeschichte der Namen von Albers bis Zeitblom erzählen? Es wäre nur eine der möglichen Erzählungen, die viele blinde Flecke hätte. Gleichzeitig geben Leuchttürme auch Orientierung, sind bekannte Namen Fixpunkte auf einer komplexen Landkarte und erlauben es überhaupt erst, Unbekanntes einzuordnen.

So präsentiert auch die Ausstellung, durch die Sie jetzt gehen werden, eine Auswahl von Werken aus der Sammlung der Kunsthalle, unter denen viele bekannte Namen zu finden sind. Aber es ist eine Auswahl, die sich ganz bewusst nicht nur aus diesen Namen ergibt. So lassen sich beim Rundgang, der Sie eine gute halbe Stunde durch die Ausstellungsräume führen wird, neben den Schlaglichtern auch die weniger ausgeleuchteten Bereiche dazwischen entdecken: Geschichten von Namenlosen und Namensverlusten, von Namensstreitigkeiten und Namenssuchen.

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