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Kunsthalle x Jakob Schwerdtfeger (3/24) Die Melancholie im Garten des Lebens Details der Station
Mathis Gerung - Die Melancholie im Garten des Lebens

Die Melancholie im Garten des Lebens

Mathis Gerung

Maße:
H 88,0 cm  B 68,0 cm  
Jahr:
1558
Ort:
ZKM

Beschreibung

Mathis Gerung war ein geübter deutscher Miniaturmaler und Holzschneider.

Das Gemälde „Melancholie“ ist eine Art „Wimmel-Bild“ des 16. Jahrhunderts, in dem unzählige Einzelszenen von Menschen, die entweder ihrer täglichen Arbeit oder aber einer Vergnügung nachgehen, entdeckt werden können.

Zentrale Figur des Bildes ist die geflügelte Personifikation der Melancholie, die ihren Kopf nachdenklich aufstützt und uns als Betrachtende ernst anzublicken scheint. Am unteren Bildrand sitzt ein Geodät oder Kosmograph (ein Weltvermesser). Der Wissenschaftler hält einen Zirkel und eine Scheibe mit einer miniaturhaften Weltenlandschaft in der Hand. In der Mythologie und Ikonographie ist der Gott Saturn oft mit der Geometrie und dem melancholischen Temperament verbunden.

Gerungs Werk kann als einzigartiges Zeugnis für die Alltags-, Mentalitäts-, Sozial- und Kulturgeschichte des mittleren 16. Jahrhunderts betrachtet werden. Als Quelle der Inspiration zu diesem Werk gilt das Gedicht des Nürnberger Meistersingers Hans Sachs, „Die starck gewonheyt“ von 1544. In einer gereimten Aufzählung beschreibt der Dichter seine Vision davon, wie die ganze Welt in ihrer Vielfalt versammelt ist.

Doch um dem tieferen Sinn des Gemäldes auf die Spur zu kommen, ist ein Blick in die dramatisch gestaltete Himmelszone notwendig. Anlass für das Gemälde könnte der Komet von 1558 gewesen sein, der für die Menschen damals als böses Omen galt. Im Lichte des Kometen erscheint das ganze menschliche Treiben, welches Gerung so detailreich vor uns ausbreitet, als höchst zweifelhaft und melancholischer Reflexion würdig.

Kunsthalle x Jakob Schwerdtfeger

Zum Audiotranskript der Kunstsnackepisode zu Mathis Gerung.

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Exzess, Glücksspiel und ein Tanzbär

Auf diesem Gemälde steppt der Bär – im wahrsten Sinne des Wortes. Taucht mit Kunstsnack in das Wimmelbild aus dem 16. Jahrhundert ein.

Detailansicht der übergroßen Melancholie und weiteren Personen.

Wo ist Walter?

„In der Mitte des Bildes sitzt eine Frau mit Flügeln. Wie so oft in der Kunstgeschichte guckt völlig unnötigerweise ihre eine Brust raus. Es handelt sich hierbei um die Personifikation der Melancholie. Und dann gibt es noch eine zweite große Figur. Sie ist auch in der Mitte des Bildes, aber weiter unten. Dort sitzt ein Kosmograph, ein Weltvermesser – quasi ein Vorläufer von Google Maps.“

Detailansicht von verschiedenen Personen, u. a. dem Kosmografen.

Was hat die Melancholie im Garten des Lebens zu suchen?

„Die Erklärung könnte im oberen Bildteil liegen, dem Himmel. Im Entstehungsjahr des Bildes 1515 flog ein Komet an der Erde vorbei, der in dem Werk zu sehen ist. Dieser galt als böses Omen für Krankheiten, Seuchen, Kriege oder Naturkatastrophen. Es kann also sein, dass der Maler Mathis Gerung ausdrücken wollte: Da ist ein schlimmes Himmelszeichen. Dagegen erscheint das menschliche Tun doch irgendwie vergänglich. Und auch höchst bedenkenswert. Denn so ein Komet wurde als göttliche Ermahnung gesehen. Eine Ermahnung weniger sündhaft zu leben und melancholisch zu reflektieren.“

Detailansicht des Himmels, der Felsen und der Melancholie im Bildzentrum.

Trinken, tanzen und Krieg

„Im oberen Teil des Werks wird die Arbeit und im unteren Teil das Vergnügen dargestellt. (…) Insgesamt geht’s viel um Arbeit: Leute schuften in einem Bergwerk, bauen ein Haus, angeln oder hüten Vieh. Wir sehen außerdem eine Hinrichtung, die sehr pragmatisch direkt an einem Friedhof stattfindet. Und: Es wird Krieg geführt. Oben im Bild versammelt sich ein großes Heer. (…) Ganz unten im Bild gehen die Leute zwei Tätigkeiten nach, die auch heute noch in Deutschland sehr beliebt sind: Kegeln und Saufen. (…) Ihr merkt also, das Bild ist fast 500 Jahre alt, aber es ist in vielen Aspekten gar nicht soooo weit von uns weg. Menschliche Laster und Leidenschaften scheinen sich einfach zu halten.“

Weitere digitale Angebote zu Mathis Gerungs „Die Melancholie im Garten des Lebens“

Frau mit Kopfhörern, die vor einer Petersburger Hängung durchs Museum geht

Das Werk im Kunstsnack

Episode 6: Exzess, Glücksspiel und ein Tanzbär – Die Melancholie im Garten des Lebens von Mathis Gerung

In dieser Kunstsnack-Folge geht es um Mathis Gerungs Die Melancholie im Garten des Lebens, ein Wimmelbild aus dem 16. Jahrhundert. Es werden lustige Details wie skifahrende Pinguine und Oktoberfestszenen sowie kunstgeschichtliche Hintergründe besprochen.

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Das Werk im Kunsthallen-Blog

Kunst und Humor: Warum die Kunst mehr Nahbarkeit verdient hat

In einem Blogbeitrag wird reflektiert, wie der Podcast Kunstsnack durch Kunst und Humor neue Zielgruppen begeistert und Kunst als Fenster in Vergangenheit und Gegenwart erfahrbar macht.

Touren zu diesem Werk

Der Künstler vor einer Litfaßsäule
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Mit einem neuen Blick auf die Sammlung präsentiert Markus Brock einzelne Hidden Highlights.
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Detail des Werks Lockere Gesellschaft von Jan van Hemessen. es zeigt zwei Frauen und einen Mann. Der Mann trägt einen Hut. Eine Frau wendet sich dem Mann zu. Die andere Frau scheint betrunken. Im Hintergrund erkennt man eine Wirtshausszenerie mit weiteren Personen.
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Daten und Fakten

Titel Die Melancholie im Garten des Lebens
Künstler*in Mathis Gerung
Entstehungszeit 1558
Inventarnummer 2619
Maße Bildträger H 88,0 cm  B 68,0 cm  
Maße Rahmen H 102,0 cm  B 83,0 cm  T 7,0 cm  
Material Lindenholz
Technik Mischtechnik
Gattung Gemälde
Abteilung Alte Malerei (vor 1800)
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