Lageplan

Orientierungsplan, der den Standort des Werk Uccellos der Namenstour in der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM anzeigt
Who is who (2/9) Anbetung des Kindes vor nächtlicher Landschaft mit den Heiligen Hieronymus, Magdalena und Julian Details der Station
Paolo Uccello - Anbetung des Kindes vor nächtlicher Landschaft mit den Heiligen Hieronymus, Magdalena und Julian

Anbetung des Kindes vor nächtlicher Landschaft mit den Heiligen Hieronymus, Magdalena und Julian

Paolo Uccello

Maße:
H 111cm B 48.5cm 
Jahr:
um 1436
Ort:
ZKM

Beschreibung

Der aus Florenz stammende Maler Paolo Uccello, auch bekannt als Paolo di Dono, gilt als Wegbereiter der perspektivischen Malerei der Frührenaissance. Er beschäftigte sich intensiv mit der Darstellung von Räumlichkeit.

In der Karlsruher Anbetung werden zwei Szenen in ungewöhnlicher Weise miteinander kombiniert: Die Geburt Christi und dessen Verehrung durch die Heiligen Hieronymus, Magdalena und Julian. Die beiden nicht unmittelbar zusammenhängenden Begebenheiten sind in einen einheitlichen Landschaftsraum eingebunden und szenisch miteinander verknüpft. Die unübliche Auswahl der Heiligen legt nahe, dass Uccello die Tafel als Andachtsbild für einen privaten Auftraggeber erstellte.

Die rundbogige Tafel ist in drei Abschnitte gegliedert, auf die die Szenen verteilt werden. Im oberen Bereich erscheinen vor flächigem Hintergrund jubilierende Engelschöre. In einer sich in die Tiefe ausdehnenden Seelandschaft wird die Anbetung des Kindes durch Maria gezeigt. Eine Palme und Bäume eines kleinen Hains überragen die Szene und reichen bis in die Himmelszone. Im unteren Drittel der Tafel wenden sich die drei Büßerheiligen kniend der Mittelszene zu. Der höhlenartige Abschnitt ist durch eine Trennungslinie nach oben abgegrenzt und gleicht einem Sockel für die Hauptszene.

Stilelemente der italienischen Frührenaissance finden sich in der klaren Gliederung und Stufung des Landschaftsraums und dem Bemühen, Körperlichkeit beispielsweise durch den Faltenwurf der Gewänder zu erzeugen.

Who is Who

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Namenssuche

Sucht man in der Kunsthalle nach Unterlagen zu diesem Bild, wird man unter U wie Uccello nicht fündig. Denn die Geschichte des Gemäldes ist die Geschichte einer intensiven Namenssuche, die gerade nur ihr vorläufiges Ende gefunden hat.

Titelblatt der Bildakte zu Uccellos Werk in der Kunsthalle Karlsruhe: viele handschriftliche Vermerke zu Namen.

Namensreigen

Matteo de‘ Pasti, florentinisch, in der Art des Alesso Baldovinetti und des Benedetto Buonfigli. Das sind nur einige Benennungen, wie sie in Katalogen oder Verzeichnissen zu diesem Bild zu finden sind.

Ausschnitt aus dem Gemälde von Paolo Uccello: kniende Maria mit gefalteten Händen und sitzender Josef, das Bein überschlagen und den Kopf in die Hand gestützt.

Indizienprozess

Was tun bei einem unsignierten Gemälde, zu dem man kaum verlässliche Fakten wie Entstehungszeit oder Entstehungsort kennt? Zu- und Abschreibungen wie für diese nächtliche Anbetungsszene sind eine Art Indizienprozess. Man vergleicht, prüft die Handschrift der Verdächtigen, sucht nach verwandten Kompositionen, Motiven, Maltechniken usw. So findet man z. B. auf der Tafel eines aus Quarate unweit Florenz stammenden Altargemäldes die gespiegelte Version des in Gedanken versunkenen Josef, der in unserem Bild hinter Maria und dem Kind kniet. Farbigkeit, plastische Darstellung von Figuren und Pflanzen oder die Durchgestaltung des Raumes weisen nach Florenz im zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts.

Erster Verdacht

Bereits einige Zeit nach Ankunft des Gemäldes in der Sammlung der Kunsthalle 1857 wurde Paolo Uccello als Urheber der ungewöhnlichen, wie in Schichten aufgebauten Komposition vorgeschlagen. In den 1930er-Jahren war man wieder etwas vorsichtiger: Man vermutete den Künstler zwar weiterhin in der Werkstatt Uccellos, nannte ihn in Ermangelung verlässlicher Fakten aber schlicht den Meister der Karlsruher Anbetung und machte aus dem Werk den Kern einer Gruppe, bei der alle Gemälde denselben Künstlernamen erhielten.

Inzwischen neigt die Forschung dazu, diesen Notnamen-Meister mit Paolo Uccello, einem maßgebenden Meister der Frührenaissance, gleichzusetzen

Ausschnitt aus dem Gemälde von Paolo Uccello: Drei Heilige knien vor einer Felshöhle. Im Vordergrund ein Löwe, ein Hirsch und ein Hund.

Namen als heiße Spur

Dabei ist schon der Name Paolo Uccello für sich einen näheren Blick wert: Der Maler hieß eigentlich Paolo di Dono. Die heute gebräuchliche Bezeichnung ist nur ein Spitzname, den er erhielt, weil er sich mit großer Leidenschaft der Darstellung von Tieren und insbesondere von Vögeln widmete – uccello bedeutet im Italienischen Vogel.
Die Tiere im Karlsruher Bild sind aber nicht nur mögliches Indiz für die Identität des Künstlers oder bloße charmante Zutat, sondern ihrerseits Hinweise auf die Namen der Heiligen: Ein Löwe begleitet Hieronymus, ein Hirsch und ein Hund Eustachius. Die Heiligen wiederum könnten eine Spur in Richtung Herkunft der Tafel sein: Stammt sie aus einer Kirche, die denselben gewidmet war?

Die Suche wird weitergehen…

Touren zu diesem Werk

Detailausschnitt aus dem Gemälde von Pillement: Ein Hirtenpaar führt eine Herde aus Kühen, Ziegen, Schafen und einen Esel durch das bergige Gelände.
Community-Tour

Kunsthalle x Die Herbergsmütter: Anke


kurzweilig
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Ausschnitt aus einer Radierung Rembrandts: sein Vorname als Schriftzug in Schreibschrift.

Who is who


Die Tour "Who is Who" der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM führt durch Kunstgeschichte(n) von großen und kleinen, bekannten und unbekannten Namen der Kunstgeschichte.
kurzweilig
ca. 25 min
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Daten und Fakten

Titel Anbetung des Kindes vor nächtlicher Landschaft mit den Heiligen Hieronymus, Magdalena und Julian
Künstler*in Paolo Uccello
Künstler*in (ehemalige Zuschreibung) Meister der Karlsruher Anbetung
Entstehungszeit um 1436
Inventarnummer 404
Epoche Frührenaissance / Italien
Maße Bildträger H 111cm B 48.5cm
Maße Rahmen H 131.5cm B 72.2cm T 10.5cm
Material Pappelholz
Technik Mischtechnik
Genre Historie
Gattung Gemälde
Abteilung Alte Malerei (vor 1800)
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