Die Farbe Grün

Grien wie Grün

Baldungs Beiname Grien stammt von Grün. In historischen Quellen – zum Beispiel einem Reisetagebuch von Albrecht Dürer – ist die Rede vom „Grünhanßen“ oder von „Hans Grun“.

Den Beinamen Grien soll Baldung während seiner Zeit in Albrecht Dürers Werkstatt in Nürnberg erhalten haben, für die Baldung tätig war. Mögliche Gründe hierfür sind:

  • Zeitgleich mit Baldung sollen noch zwei weitere Künstler mit dem Vornamen Hans – Hans Kulmbach und Hans Schäufelin – in der Dürer-Werkstatt beschäftigt gewesen sein. Mit dem Beinamen konnte man diese unterscheiden
  • Auf dem sogenannten Sebastiansaltar, seiner ersten großen Auftragsarbeit, stellt sich Baldung selbst prominent in grünem Mantel dar
  • Das Jugendliche Selbstbildnis auf grünem Papier ist ein Beispiel für die gängige Praxis von deutschen Renaissance-Künstlern, Papier für ihre Zeichnungen bunt einzufärben
  • Weniger wahrscheinlich scheint, dass der Beiname Grien von „Grün hinter den Ohren“ stammt, denn selbst als Geselle in der Nürnberger Werkstatt war Baldung nicht mehr so jung, dass er als Dürers Schüler angesehen werden kann
  • Baldung signierte seine Werke mit seinen Initialen und zu Beginn seiner Laufbahn zusätzlich mit einem (in der Natur grünen) Rebblatt, vielleicht nahm er seinen Spitznamen so humorvoll an. Sein Monogramm aus den Anfangsbuchstaben seines Vor- und Nachnamens „HB“ änderte Baldung zu „HBG“

Alle Töne Grün

Das sogenannte Karlsruher Skizzenbuch enthält über 100 Zeichnungen von Hans Baldung Grien, einige Skizzen versah er mit Farb-Beschriftungen. Für die Grüntöne ist die Palette besonders differenziert:

    • grien = grün
    • gel-grien = gelbgrün
    • schögrie = schöngrün
    • grogrie = graugrün
    • gelgrie = gelbgrün
    • schwitzergrie = Schweizergrün
    • jegergrie = Jägergrün
    • dunkel grien = dunkelgrün

Der Kopf dieses exotischen Vogels einer Zeichnung aus dem Karlsruher Skizzenbuch sollte grün sein und erhielt von Baldung daher die entsprechende Beschriftung „grien“.

Abbildung einer Zeichnung von Hans Baldung Grien aus dem Karlsruher Skizzenbuch, die einen Papagei zeigt.

Eine Farbe im Wandel

Die Farbe Grün ist heute mit Umweltbewusstsein, Gesundheit und Natur verbunden. Sie steht für Hoffnung oder Glück. Auf der anderen Seite ist Grün – der Redewendung nach – die Farbe des Neids, deutet Übelkeit oder Gefahr an. Die Gegensätze zeigen beispielhaft, wie sich die Bedeutungen der Farbe Grün gewandelt und ihre Werte sich umgekehrt haben. Auch die Farbe als solche war wandelbar: Sie war chemisch instabil und konnte sich mit der Zeit verfärben. Grün wird daher auch als Farbe der Veränderung verstanden.

Was Grün bedeutete

In der römischen Antike war Grün – ebenso wie Blau – die Farbe der Barbaren, da die Kelten und Germanen diese zur Färbung ihrer Kleidung nutzten. In Ägypten dagegen wurden den beiden Farben Schutzkräfte gegen dunkle Mächte zugesprochen. Auch im Hochmittelalter wurde Grün positiv wahrgenommen zum Beispiel als Ausdruck von Ritterlichkeit.

Im Spätmittelalter blieben Aspekte wie Fröhlichkeit und Schönheit der Farbe Grün erhalten. Möglicherweise, weil Blau eine starke Aufwertung erfahren hatte und nun zu den kostbarsten Farben zählte, traten die „schlechten Eigenschaften“ von Grün in den Vordergrund. Teufel, Dämonen, Hexen und Gift werden fortan mit Grün assoziiert.

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