Lageplan

Orientierungsplan, der den Standort des Werk Peeters der Namenstour in der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM anzeigt
Who is who (4/9) Stillleben mit Blumen und Goldpokalen Details der Station
Das Stilleben von Clara Peeters zeigt einen reichen, schön gedeckten Tisch. In der Mitte steht ein vergoldeter Pokal, daneben liegen bunte Blumen, auch Obst, Nüsse.

Stillleben mit Blumen und Goldpokalen

Clara Peeters

Maße:
H 59,5 cm  B 49,0 cm  
Jahr:
1612
Ort:
ZKM

Beschreibung

Clara Peeters war eine flämische Malerin des 17. Jahrhunderts und berühmt für ihre Stillleben. Sie gilt als eine der ersten Vertreterinnen dieser Gattung. Die Künstlerin, deren Geburtsdatum wir nicht genau kennen (um 1580/90), schuf dieses sehr fein gemalte Werk 1612. Es zählt zu den wenigen signierten und datierten Werken aus der Frühzeit der Stilllebenmalerei.

Alle im Stillleben arrangierten Objekte werden übersichtlich und sorgfältig auf einer Tischplatte präsentiert. Sehr plastisch, zeichnerisch scharf und mit ihrem individuellen stofflichen Charakter sind sie vor schwarzem Grund wiedergegeben. Es handelt sich um kostbare und seltene Gegenstände, wie sie auch in Sammlungen der Barockzeit, sogenannten Kunstkammern, aufbewahrt wurden.

Das Gemälde zeigt Kunstwerke des Menschen und der Natur, in der Begrifflichkeit der damaligen Zeit: Artificialia und Naturalia. Die chinesische Porzellanschale und die exotischen Schneckenhäuser verweisen zudem auf ferne Länder und damit auf den weltumspannenden Handel der Niederländer. Doch aller Reichtum, für den auch die Pokale, die Ketten und die Münzen stehen, ist vergänglich. Daran erinnern die rasch verblühenden Blumen im Tonkrug und besonders die einzeln liegende Tulpe auf dem Tisch.

Clara Peeters hat sich auf dem Bild nicht nur durch ihre Signatur, sondern auch durch eine Reihe von winzigen Selbstporträts verewigt: Wir sehen die Künstlerin als Reflexion – jeweils in leicht variierter Perspektive – auf den kugelförmigen Buckeln des Akeleipokals rechts.

Who is Who

0:00
0:00

Der Name einer Frau

CLARA . P. ANNO . 1612. Finden Sie die Inschrift auf dem Bild? Das „Wer“ und das „Wann“ sind damit eindeutig benannt. Auf diese Weise signierte die damals wohl gerade 18-jährige Künstlerin Clara Peeters ihr Stilleben gut lesbar am unteren linken Rand auf der den Betrachter*innen zugewandten Kante der Tischplatte. 

Ein Stillleben von Rachel Ruysch: Früchte wie Weintrauben und Pfirsiche sind mit Ranken zu einem üppigen Ensemble arrangiert. Dazwischen kriechen Insekten und andere Tiere.

Den Namen nur als Frau gemacht?

Werke der Künstlerin befinden sich heute unter anderem im amerikanischen National Museum of Women in the Arts. Sie taucht auf in Publikationen wie 50 Künstlerinnen, die man kennen sollte. So scheint sie sich also den Namen, den sie selbstbewusst auf ihr Werk setzte, heute vor allem in ihrer Eigenschaft als Frau zu machen.

Auch wenn Künstlerinnen in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts eher die Ausnahme als die Regel darstellten – es gab sie. Aber sollte man das Werk einer Rachel Ruysch, die ebenfalls in der Sammlung der Kunsthalle vertreten ist, oder einer Clara Peeters in den Blick nehmen, eben weil sie Frauen waren? Viel naheliegender wäre es doch, zu ergründen, was Zeitgenoss*innen, in deren Sammlungen man ihre Werke nachweisen kann, an denselben schätzten, sodass sie gekauft wurden und überdauert haben. Fragen, die sich für Clara Peeters genauso stellen wie für ihre männlichen Kollegen.

Ausschnitt aus dem Stillleben von Clara Peeters: Verschiedene Blumen schauen aus der Öffnung einer Vase.

Den Pinsel präzise geführt

So wenig Konkretes man über ihre Person weiß, so wichtig erscheint heute Peeters Beitrag zur Stillebenmalerei des frühen 17. Jahrhunderts in den Niederlanden. Er vermittelt sich durch Werke wie dieses: Mit spitzem Pinsel und hoher Präzision rückt sie die Gegenstände mit nur wenigen kleinen Überschneidungen ins beste Licht und stellt ihre unterschiedlichen Qualitäten zur Schau.

Ausschnitt aus dem Stillleben von Clara Peeters: verschiedene leere Muschel- und Schneckenhäuser.

Der Vergänglichkeit Dauer verliehen

Nicht nur wegen dieser Darstellungsart erfreuten sich die Stillleben der Malerin großer Beliebtheit, sondern auch wegen der in Szene gesetzten Gegenstände und wegen der Bedeutungen, die man ihnen beimaß. In ihnen allen schwingt der Gedanke der Vergänglichkeit mit: Die Blumen – zumal die aus der Vase gefallene Tulpe – werden bald welken, aus den Muscheln ist das Leben gewichen, auch Reichtum und Prunk, auf die Münzen und Pokale hinweisen, sind vergänglich. Ist es auch der Ruhm, der Name, den sich die Künstlerin gerade erst macht, gar die von ihr geschaffene Kunst?

Ausschnitt aus dem Stillleben von Clara Peeters: das Portrait der Künstlerin in vielen Spiegelungen auf dem Goldpokal.

Sich selbst vergegenwärtigt

Vielleicht haben solche Gedanken die junge Frau veranlasst, ihre eigene Person nicht nur durch die Signatur ins Bild zu bringen. Im rechten Pokal erscheint ihr Portrait vervielfacht als Spiegelung in den buckelförmigen Auswölbungen. So überdauert neben ihrem Namen auch ihre Erscheinung: Mit der Malpalette ausgestattet und damit in ihrer Eigenschaft als Künstlerin festgehalten, ist sie uns auch nach vierhundert Jahren noch gegenwärtig.

Weitere digitale Angebote zu Clara Peeters „Stillleben mit Blumen und Goldpokalen“

Foto von Jakob Schwerdtfeger neben einem goldenen Rahmen, in dem eine Abbildung des Gemäldes "Stillleben mit Blumen und Goldpokalen" von Clara Peeters zu sehen ist. Darüber steht der Schriftzug: "Kunstsnack"

Gemaltes Geheimnis

Das Werk im Podcast Kunstsnack

Episode 43: Gemaltes Geheimnis – Stillleben mit Blumen und Goldpokalen von Clara Peeters

In dieser Kunstsnack-Folge geht es um Clara Peeters und ihr Stillleben mit Blumen und Goldpokalen von 1612. Jakob Schwerdtfeger erklärt die Bedeutung der Pokale, Muscheln und der Keramik-Schale sowie die Botschaft des Bildes und dessen Verbindung zur Champions League.

Klicken um Podigee Inhalte zu laden
Podigees Datenschutzbestimmungen

Ausschnitt aus dem Stillleben von Clara Peeters: Geprägte Goldmünzen, eine Tulpe und der Fuß eines goldenen Pokals auf einer Tischplatte.

Das Werk im Kunsthallen-Blog

10 Gründe, Gemälde Alter Meister zu lieben

Jahrhunderte alt und doch oft erstaunlich aktuell und faszinierend: Sammlungsleiter Prof. Dr. Holger Jacob-Friesen über die Anziehungskraft Alter Meister.

Ausschnitt des Gemäldes von Clara Peeters, auf dem man Blumen und Goldpokale erkennen kann.

Das Werk im Kunsthallen-Blog

Die Top 10 + 1 der Künstlerinnen der Kunsthallen-Sammlung

Frauen sind aus der Kunst nicht mehr wegzudenken. Dr. Astrid Reuter stellt ihre persönlichen Top 10+1 der Künstlerinnen aus der Kunsthallen-Sammlung vor.

Das Werk im Kunsthallen-Blog

Female Selfmarketing im 17. Jahrhundert

In einem Blogbeitrag wird beleuchtet, wie Clara Peeters im 17. Jahrhundert mit signierten Werken und ihrer geschickten Darstellung als Reflexion auf Stilllebenobjekten strategisch Selbstmarketing betrieb.

Touren zu diesem Werk

Der Künstler vor einer Litfaßsäule
Community-Tour

Kunsthalle x Markus Brock


Mit einem neuen Blick auf die Sammlung präsentiert Markus Brock einzelne Hidden Highlights.
kurzweilig
ca. 55 min
zur Tour
Ausschnitt aus einer Radierung Rembrandts: sein Vorname als Schriftzug in Schreibschrift.

Who is who


Die Tour "Who is Who" der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM führt durch Kunstgeschichte(n) von großen und kleinen, bekannten und unbekannten Namen der Kunstgeschichte.
kurzweilig
ca. 25 min
zur Tour

Daten und Fakten

Titel Stillleben mit Blumen und Goldpokalen
Künstler*in Clara Peeters
Entstehungszeit 1612
Inventarnummer 2222
Maße Bildträger H 59,5 cm  B 49,0 cm  
Maße Gesamtwerk G 6,0 kg  
Maße Rahmen H 73,0 cm  B 62,5 cm  T 4,7 cm  
Material Eichenholz
Technik Ölfarbe
Genre Stillleben
Gattung Gemälde
Abteilung Alte Malerei (vor 1800)
Newsletter

Auch während der sanierungsbedingten Schließung informieren wir Sie hier über die Geschehnisse hinter den Kulissen der Kunsthalle.