
Böcklins Grab
500 Jahre Gegenwart
0:00
0:00
Vorbild, Verehrer, Käufer
Gleich drei Künstler, die für die Kunstgeschichte des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts von Belang waren, rücken angesichts dieses Bildes in den Blick.
Künstlerische Verneigung vor dem Vorbild
Der berühmteste und älteste unter diesen Künstlern war Arnold Böcklin – 1827 in Basel geboren, 1901 in Florenz gestorben. Ihm, dem Vorbild, ist das Gemälde anlässlich seines Todes gewidmet. Der Urheber des Bildes, Ferdinand Keller, war der jüngste in diesem Künstler-Trio. Seine Hommage an den Verehrten konzipierte er mit erkennbarer Demut als freie Übertragung eines der bedeutendsten Bilder des Verstorbenen: Die Toteninsel. Hans Thoma – der Dritte im Bunde – wirkte zum Zeitpunkt, als sein langjähriger Freund Böcklin starb, als Direktor der Karlsruher Kunsthalle. Ihm ist dieser Ankauf zu verdanken. Das Bild ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie einflussreich Böcklins theatralische Inszenierungen kunsthistorisch waren.
Nach der Natur und symbolisch aufgeladen
Ferdinand Keller kam 1842 in Karlsruhe als Sohn eines Bauingenieurs zur Welt. Der Vater wurde 1857 nach Brasilien berufen, um hier ein Straßenbauprojekt zu betreuen und seine Söhne begleiteten ihn. Schon als Jugendlicher studierte Ferdinand die faszinierend fremde Landschaft, Flora und Fauna, mit bis heute beeindruckendem zeichnerischem Geschick und einem unakademisch frischen Realismus. Jahre später, nachdem er in Karlsruhe an der hiesigen Kunstschule studiert hatte, wandte er sich von der Landschaftsmalerei ab. Große Anerkennung fand er damals mit seinen Historienbildern. Und wenn er sich nach 1880 doch noch einmal Landschaftsdarstellungen widmete, dann im Geiste Böcklins – das hieß, nicht ohne sie durch mythologische Figuren zu überhöhen, durch dramatische Lichteffekte emotional aufzuladen.
Erdachte Ruhestätte
Böcklin war der populäre Meister der Wiedererweckung der antiken Sagenwelt, der Symbolist, der das Publikum für sich und seine Werke durch pralle Sinnlichkeit, Dramatik, Ironie, Überzeichnungen und fulminantes Kolorit einnahm. Kellers malerisches Totengedächtnis knüpft daran an. Es zeigt nicht Böcklins tatsächliches Grab auf dem protestantischen Friedhof Cimitero Evangelico agli Allori bei Florenz, sondern es zitiert die Toteninsel – die Böcklin übrigens in fünf Fassungen gemalt hatte.
Im Dialog über die Kunst
Auch das Frühwerk des Kunsthallendirektors Hans Thoma zeichnete sich durch eine große Naturnähe aus. Schon 1875 zeigte sich jedoch, wie nah er selbst Böcklin stand: Der hatte sich 1872 in einem Selbstbildnis porträtiert, das hinter seiner Figur einen fiedelnden Tod zeigt. Thoma malte sich in einer eng verwandten Komposition, die unzweifelhaft eine Antwort auf Böcklins Gemälde darstellt und ebenfalls hier im Raum zu sehen ist. Bis zu seinem eigenen Tod blieb Thoma – das zeigt sein Spätwerk – mit Böcklins Kunst im Dialog.
Touren zu diesem Werk

500 Jahre Gegenwart
Daten und Fakten
Titel | Böcklins Grab |
---|---|
Künstler*in | Ferdinand Keller |
Entstehungszeit | 1901/02 |
Inventarnummer | 990 |
Maße Bildträger | H 117.0cm B 99.0cm |
Maße Rahmen | H 142.0cm B 125.0cm T 7.0cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
-
Symboles et Réalités. La peinture allemande 1848-1905
Musée du Petit Palais 1984-1985
-
Kunst in der Residenz. Karlsruhe zwischen Rokoko und Moderne
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 1990, Nr. 271
-
1900. Art at the Crossroads
Royal Academy, London;
Solomon R. Guggenheim Museum, New York
1999-2000, Nr. 190 -
Symbolismus und die Kunst der Gegenwart. Das deutungsreiche Spiel
Von der Heydt-Museum 2007, S. 56, 235
-
Jugendstil am Oberrhein
Badisches Landesmuseum 2009
-
Jubiläums-Kunst-Ausstellung
1902, S. 32
-
Aus der Zeit um 1900
Kunsthalle Baden-Baden 1958, Nr. 68
-
Kunst in Baden von 1900-1960
Badischer Kunstverein 1968, Nr. 75
-
Le salon imaginaire. Bilder aus den großen Kunstausstellungen der zweiten Hälfte des XIX. Jh.
Akademie der Bildenen Künste 1968, Nr. 83
-
L'Europe des Esprits
Musée d'Art Moderne, Strasbourg 07.10.11 - 12.02.12
-
Schönheit und Geheimnis. Der deutsche Symbolismus 1870 - 1920
Kunsthalle Bielefeld 24.3.2013 - 7.7.2013
-
Van Gogh to Kandinsky. Symbolist Landscape in Europe 1880 - 1910
Scottish National Gallery, Edinburgh 14.7.2012 - 14.10.2012
-
Van Gogh to Kandinsky. Symbolist Landscape in Europe 1880 - 1910
Ateneum Art Museum, Helsinki 16.11.2012 - 17.2.2013
-
Franz Ackermann. Mental Maps - Eikones
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 14.03. - 11.05.2014
-
"Unwirklichkeiten." Vom Traum Romantik zum Imaginären der Moderne
Kurpfälzisches Museum Heidelberg 14.10.2018 – 17.02.2019
-
1975: Das Herrscherbild in der Malerei des 19. Jahrhunderts
Schoch, Rainer
-
1983: Kunst in Baden 1900-1950
Hrsg.: Landesbildstelle Baden
Kunstwerke aus badischen Sammlungen -
1991: Arnold Böcklin und die Antike
Linnebach, Andrea
Mythos, Geschichte, Gegenwart -
1994: Le Symbolisme
Gibson, Michael
-
: Die Kunstakademie Karlsruhe von ihrer Gründung bis zum Ersten Weltkrieg
Forssman, Erik
-
1996: Symbolisme
-
1998: Le Passeur d'Âmes et autres contes
Le Braz, Anatole
-
: 1900
Hrsg.: Rosenblum, Robert; Steven, Maryanne; Dumas, Ann
Art at the Crossroads -
: Terre étroite, fables infinies
Astic, Guy
"L'Île des Morts" dans la littérature" -
2002: La Chronique des Arts
Gazette des Beaux-Arts
-
1971: Katalog Neuere Meister
Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Bearb.: Lauts, Jan
19. und 20. Jahrhundert -
1971: Katalog Neuere Meister
Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Bearb.: Lauts, Jan
19. und 20. Jahrhundert -
2011: L' Europe des esprits ou la fascination de l'occulte, 1750 - 1950
[sous la direction de Serge Fauchereau ... Avec les contrib. de Daniel Bornemann ...];
[publié à l'occasion de l'exposition "L'Europe des Esprits ou la Fascination de l'Occulte. 1750 - 1950, présentée au Musée d'Art Moderne et Contemporain de la Ville de Strasbourg du 8 octobre 2011 au 12 février 2011, puis au Zentrum Paul Kl -
2006: Symbolismus
Michael Gibson. Concepcion: Gilles Néret. Trad.: Carlos Carames];
-
2012: Van Gogh to Kandinsky
Rapetti, Rodolphe; Thomson, Richard; u.a.
Symbolist landscape in Europe 1880 - 1910 -
2013: Dekadenz - Positionen des österreichischen Symbolismus
Agnes Husslein-Arco [Hrsg.]
Ausstellung vom 20. Juni bis 13. Oktober 2013 im Unteren Belvedere, Wien -
2013: Schönheit und Geheimnis - Der deutsche Symbolismus :
Hülsewig-Johnen, Jutta
die andere Moderne; [... Ausstellung "Schönheit und Geheimnis. Der deutsche Symbolismus - Die andere Moderne", Kunsthalle Bielefeld, 24. März bis 7. Juli 2013] -
2018: Unwirklichkeiten
Hirschfelder, Dagmar; Schwarz, Hans-Günther; Hepp, Frieder
das Imaginäre in der Kunst von Caspar David Friedrich bis Picasso : Begleitband zur Ausstellung im Kurpfälzischen Museum Heidelberg