Lageplan

Marguerite Gérard - Schlafe, mein Kind

"Schlafe, mein Kind"

Marguerite Gérard

Maße:
H 55,0 cm  B 45,0 cm  
Jahr:
um 1788
Ort:
ZKM

Kunsthalle x Lisa Masé

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Frau mit Gitarre in der Hand, neben ihr ein Kind im Korb.

Inszenierte Mutterschaft

Ein Baby schlummert friedlich in der eigenen Wiege. Nichts braucht es mehr als die sanften Gitarrenklänge der Mutter, die hier musikalische Früherziehung betreibt und ganz nebenbei die Care-Arbeit mit dem eigenen musischen Hobby verbindet. Was für ein Idyll! Die Szenerie in Schlafe, mein Kind wirkt in ihrer Idealisierung von Mutterschaft so überspitzt, dass es aus heutiger Sicht fast etwas Humorvolles bekommt.

Die Schöpferin dieses Werkes, Marguerite Gérard war eines von 16 Kindern eines in Grasse ansässigen Parfümeurs. Mit 14 Jahren zog sie nach Paris zu ihrer Schwester zurück, die mit dem berühmten Maler Jean-Honoré Fragonard verheiratet war. Dieser erkannte ihr Talent und verpflichtete sich ihrer Förderung. So wurde Gerard nicht nur Zugang zu Künstlerkreisen ermöglicht, auch erlaubte die „Obhut“ ihres Schwagers ihr, sich auf die eigene Karriere als eine der wenigen erfolgreichen weiblichen Malerinnen zu konzentrieren. Ebenso hatte sie das seltene Privileg sich selbstbestimmt gegen eine Heirat und Mutterschaft zu entscheiden. Nichtsdestotrotz zeigen viele ihrer Werke Mütter und Kinder. Auch in dem Gemälde Schlafe, mein Kind inszeniert Gérard eine häusliche Szene zwischen Mutter und Baby. Dabei greift sie einen wichtigen Impuls der Aufklärung auf. Jean-Jacques Rousseau vertrat die Ansicht, dass Mütter ihre Kinder am besten selbst erziehen sollten und nicht, wie bis dato üblich, von Kindermädchen oder Hauslehrer*innen.

Ausschnitt auf Frau mit Gitarre und einer Schmuckschatulle im Hintergrund

Idealisierte Mutterschaft

Gérard würdigt diese mütterliche Idealvorstellung der Aufklärung, indem sie im Hintergrund des Bildes eine Schmuckschatulle positioniert. Sie schafft so auch eine Analogie zu einem Kind als wertvollem Schatz.

Aus heutiger feministischer Perspektive ließen sich vor dem Hintergrund dieses Ideals viele Verknüpfungen zum Phänomen des mum shamings ziehen. Dabei werden Mütter unter Druck gesetzt und abgewertet, die sich etwa bewusst für eine Fremdbetreuung entscheiden oder das eigene Kind nicht auf eine solch  gesittete und bilderbuchartige Weise zum Einschlafen bringen.

Weitere digitale Angebote zu „Schlafe, mein Kind“ von Marguerite Gérard

Touren zu diesem Werk

Zusammengesetzte Fragmente, die das Werk "Lot und seine Töchter" ergeben.
Community-Tour

Kunsthalle x Lisa Masé


Lisa Masé betrachtet in einer digitalen Tour durch KunsthalleKarlsruhe@ZKM die Rollen von Frauen in der Kunst und kunsthistorischen Darstellungen.
kurzweilig
ca. 15 min
zur Tour

Daten und Fakten

Titel "Schlafe, mein Kind"
Künstler*in Marguerite Gérard
Entstehungszeit um 1788
Inventarnummer 2691
Maße Bildträger H 55,0 cm  B 45,0 cm  
Maße Rahmen H 68,4 cm  B 58,2 cm  T 6,5 cm  
Material Leinwand
Technik Ölfarbe
Genre Genre
Gattung Gemälde
Abteilung Alte Malerei (vor 1800)
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