
Stadtbild F
Beschreibung
Gerhard Richter, 1932 in Dresden geboren, begann seine Karriere als Künstler in der DDR, bevor er 1961 nach Westdeutschland floh. Richters Werk umfasst sowohl gegenständliche als auch abstrakte Gemälde. Das „Stadtbild F“ zählt zu einer Werkreihe aus den Jahren 1968/69.
In dieser monumentalen Grau-in-Grau-Malerei (Grisaille) zeigt Richter Straßenzüge aus der Vogelperspektive. Mit locker und spontan geführtem Pinsel legt er diese Stadtansicht (Vedute) in einer groben, rasterähnlichen Struktur an. Ähnlichkeiten zum Ausgangsmotiv lassen sich schwerlich ausmachen – das führte dazu, dass der Künstler selbst das Bild noch 1986 als eine Ansicht Frankfurts bezeichnete, woher der Titel „Stadtbild F“ rührt. Später veröffentlichte Fotovorlagen lassen allerdings erkennen, dass er hier eine Luftaufnahme Münchens zur Grundlage seines Bildes machte.
Seine Kunst der 1960er-Jahre geht also im Wesentlichen auf Beobachtung, oft auf fotografische Dokumente zurück. Sie sind jedoch zuweilen lediglich ein eher austauschbarer Malanlass, Ausgangspunkt für einen malerischen Akt, der im Zentrum von Richters künstlerischem Handeln steht. Das Gegenständliche undeutlich zu machen, damit die Unsicherheiten unserer Wahrnehmungen zu thematisieren, ist Richters Ziel. Zu seinen Strategien gehören Vergröberung, farbliche Verfremdung und der Einsatz von Unschärfe. Damit nimmt der Künstler seinen Sujets zuweilen die Eindeutigkeit und mit dieser auch ein Stück Bedeutungslast. Sein Werk stellt Wahrnehmung prinzipiell auf die Probe.
Highlight-Tour
In der Grauzone
Grau in Grau in Grau: Was von Weitem wie die Luftaufnahme einer Stadt aussieht, löst sich aus der Nähe in ein Gewirr abstrakter Malspuren auf: Gerhard Richters „Stadtbild F“ aus dem Jahr 1968 versucht, das Verhältnis zwischen Wirklichkeit und Bild auszuloten. Er spielt mit der Neugier, das Dargestellte zu entziffern und möglichst genau identifizieren zu wollen. Doch je näher man dem Werk kommt, je genauer man hinsieht, desto weniger erkennt man. Darin liegt das Paradoxe dieses Werks.
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Ich misstraue nicht der Realität, von der ich ja so gut wie nichts weiß, sondern dem Bild von der Realität, das unsere Sinne vermitteln und das unvollkommen ist, beschränkt.
Gerhard Richter
Faszination Stadt
Der 1932 in Dresden geborene Künstler schuf eine ganze Reihe ähnlicher „Stadtbilder“. Ihre Schwarzweiß- und Grautöne lassen an Luftaufnahmen zerbombter Städte aus dem Zweiten Weltkrieg denken. Darum ging es Gerhard Richter jedoch nach eigener Auskunft nicht. Es war ein Auftrag in Mailand, der sein Interesse für das Motiv der Stadt weckte
Frankfurt ist München
Der Titel Stadtbild F führt allerdings zunächst in die Irre: Zu sehen ist nicht Frankfurt – die Stadt mit dem Autokennzeichen F. Gerhard Richter nahm ein Luftbild Münchens als Vorlage: Er projizierte das Foto aus einer Architekturzeitschrift auf die Leinwand und malte die Licht- und Schattenpartien mit großzügigem Pinsel nach. Unten links ist sogar ein Turm der Frauenkirche zu erahnen.
Ich kann über Wirklichkeit nichts Deutlicheres sagen als mein Verhältnis zur Wirklichkeit. Und das hat dann zu tun mit Unschärfe, Unsicherheit, Flüchtigkeit, Teilweisigkeit oder was immer.
Gerhard Richter
Weitere digitale Angebote zu Gerhard Richters „Stadtbild F“
Das Werk im Kunstsnack
Episode 5: Trist, trostlos, München – Das Stadtbild F von Gerhard Richter
In dieser Kunstsnack-Folge geht es um Gerhard Richters Stadtbild F, das München und nicht Frankfurt zeigt. Zudem wird sein vielfältiges Werk thematisiert, einschließlich anderer Städte, Kirchenfenster, Pacman und Kamillentee.
Touren zu diesem Werk

Kunsthalle x Jakob Schwerdtfeger

Highlights
Daten und Fakten
Titel | Stadtbild F |
---|---|
Künstler*in | Gerhard Richter |
Entstehungszeit | 1968 |
Inventarnummer | 2778 |
Maße Bildträger | H 200,0 cm B 200,0 cm |
Maße Rahmen | H 214,0 cm B 215,0 cm T 3,5 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Genre | Architektur |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
Im September 2020 erklärte Gerhard Richter im Alter von 88 Jahren nicht mehr malen zu wollen. Sein letztes Werk waren die Kirchenfenster der Benediktiner-Abtei Tholey im Saarland.
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