Lageplan

Orientierungsplan, der den Standort des Werk Baldungs der Highlight-Tour in der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM anzeigt
Highlights (2/21) Markgraf Christoph I. von Baden mit seiner Familie in Anbetung vor der Heiligen Anna Selbdritt Details der Station
Hans Baldung - Markgraf Christoph I. von Baden mit seiner Familie in Anbetung vor der Heiligen Anna Selbdritt
Weitere Abbildungen

Markgraf Christoph I. von Baden mit seiner Familie in Anbetung vor der Heiligen Anna Selbdritt

Hans Baldung

Maße:
H 67.4cm B 219.2cm 
Jahr:
um 1510
Ort:
ZKM

Beschreibung

Hans Baldung, genannt Grien, ist einer der außergewöhnlichsten Künstler des 16. Jahrhunderts. Den Beinamen „Grien“ für „Grün“ hat er wahrscheinlich in der Nürnberger Werkstatt Albrecht Dürers erhalten, in der Baldung zwischen 1503 und 1506 tätig war.

In der Karlsruher „Markgrafentafel“ haben sich die religiösen und dynastisch-politischen Anschauungen des Auftraggebers niedergeschlagen. Im Glauben auf Sündenerlass und Sicherung des eigenen Seelenheils wurde die fürstliche Familie in Anbetung der Heiligen Familie dargestellt. Die Gruppe der Anna selbdritt – Maria mit dem Jesuskind und ihrer Mutter Anna – setzte Baldung unter einem rosa Baldachin auf eine Thronbank groß ins Zentrum der Komposition. Ihr vertraut sich maßstäblich kleiner Markgraf Christoph I. von Baden mit seiner siebzehnköpfigen Familie zum Schutz an, wobei einige Mitglieder zum Zeitpunkt des Gemäldeauftrags bereits nicht mehr am Leben waren. Er selbst kniet links – symbolisch auf der bedeutenderen Seite, da von der Mittelgruppe aus gesehen rechts – vor seinen zehn Söhnen, die sich anhand ihrer Attribute identifizieren lassen. Ihnen gegenüber sind die fünf Töchter mit Markgräfin Ottilia, geborene Gräfin von Katzenellenbogen, dargestellt. In einer friesartigen Komposition reihen sich die Familienmitglieder ihrem Rang nach hintereinander auf. Goldfarbene Rüstungen, kostbare Kleider und Schmuck sowie sakrale Gewänder kennzeichnen sie in ihrem weltlichen oder geistlichen Stand. Opulente Wappen heben das markgräfliche Elternpaar hervor. Der Markgraf trägt über seinem Brustharnisch eine Kette mit dem Orden vom Goldenen Vlies – eine der höchsten Auszeichnungen der Habsburger, die auch am baden-sponheimischen Wappen erkennbar ist.

Die politische Dimension des Gemäldes kommt in der neuen Rangordnung der männlichen Nachkommen zum Ausdruck: Der Markgraf hatte entgegen der Rangfolge nach Geburt den jüngeren Sohn Philipp (in Rüstung am linken Rand in erster Reihe) und nicht Bernhard (bärtig, mit goldener Netzhaube, rechts hinter Philipp) zum einzigen Erben der ungeteilten Markgrafschaft bestimmt, wogegen die Brüder Ernst (am linken Bildrand) und Bernhard heftig opponierten. Vor dem Hintergrund dieser Krise demonstriert das Bild mit der Hervorhebung Philipps die unerschütterte Autorität Christophs I. Auffällig ist nicht nur die strikte Trennung in weibliche und männliche Familienmitglieder, sondern auch der Unterschied in den Porträtähnlichkeiten: Während auf der Seite der Männer durchaus individuelle Gesichtszüge erkennbar sind – Christoph I. sollte Baldung anschließend noch mehrmals im Bildnis festhalten – beschränkte sich der Künstler bei den Frauen wiederholt auf denselben Typus.

Mit Hans Baldung Grien beauftragte der badische Markgraf einen jungen, hoch talentierten Künstler, der am Beginn einer vielversprechenden Karriere war. Ungewöhnlich ist das längliche Querformat der Tafel, das sich aus der Struktur der Personenanordnung des wahrscheinlich als Votivbild gedachten Werkes ergibt. In der Karlsruher Kunsthalle ist es das früheste Zeugnis zähringischen Kunstsinnes.

Highlight-Tour

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Ins Bild gefasster Wunsch

So einträchtig, wie Hans Baldung im Auftrag des Markgrafen Christof I. von Baden die Mitglieder der Herrschaftsfamilie auf dem Bild versammelt, waren sie in Wirklichkeit nicht. Es krieselte im Hause Baden.

Detail der Markgrafentafel von Hans Baldung. Dem Rang nach gestaffelt knien Markgräfin Ottilia von Baden und fünf ihrer Töchtern im Gebet.

Im Mittelpunkt wenden sich Maria und deren Mutter Anna zärtlich dem Christuskind zu. Anna Selbdritt nennt man dieses Motiv. Der heiligen Familieneintracht scheinen auch Markgraf Christof I. und seine Angehörigen nachzueifern. Zu beiden Seiten reiht sich die Stifterfamilie andächtig ein. Ganz rechts kniet Markgräfin Ottilie im erlesenen Brokatkleid. Zwei ihrer Töchter im Nonnengewand haben eine geistliche Laufbahn eigeschlagen. Die drei anderen in Goldgelb gewandeten Töchter vorn sind dagegen schon „unter die Haube“ gebracht, also verheiratet.

Detail der Markgrafentafel von Hans Baldung. Dem Rang nach gestaffelt knien Markgraf Christoph der Erste von Baden und seine zehn Söhne im Gebet.

Gerangel um Rangfolge

Die Männer nehmen, wie seinerzeit üblich, die ranghöhere Seite ein, von den Heiligen aus gesehen rechts. In der ersten Reihe hat der bärtige Markgraf Christof I. seinen vergoldeten Helm zum Gebet abgesetzt. Hinter ihm versammelt der Maler alle zehn Söhne, einige, die bereits nicht mehr lebten. Mit Bischofsmütze und -stab sticht Jakob, der Erzbischof von Trier, hervor. Hinter seinem Rücken – weiter links im Bild – sehen wir Philipp in voller Rüstung. Ihn wollte der Vater zum Alleinerben seiner Markgrafschaft machen. Doch das ließen sich zwei andere Söhne nicht bieten: Der bärtige Bernhard rechts und der am Bildrand  dargestellte Ernst probten den Aufstand mit Flugschriften und Waffen. Um 1509, als dieses Gemälde entstand, spitzte sich die Krise im Hause Baden gerade zu.

Das Gemälde des jungen aufstrebenden Malers aus Straßburg ist ein politisches Programmbild. Es demonstriert fromme Eintracht. Aber letztlich musste Markgraf Christof I. der Teilung seines Landes auf Druck seiner Söhne zustimmen.

Weitere digitale Inhalte zu Hans Baldungs „Markgrafentafel“

Touren zu diesem Werk

Blick in die Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM neben kleinen Reiterskulpturen im Vordergrund sind im Hintergrund ein Gemälde Cézannes sowie eine Skulptur Rodins zu sehen

Highlights


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500 Jahre Gegenwart


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Daten und Fakten

Titel Markgraf Christoph I. von Baden mit seiner Familie in Anbetung vor der Heiligen Anna Selbdritt
Künstler*in Hans Baldung
Entstehungszeit um 1510
Inventarnummer 88
Epoche Renaissance
Maße Bildträger H 67.4cm B 219.2cm T 2.3cm
Maße Rahmen H 79.2cm B 231.5cm T 9.3cm
Material Tannenholz
Technik Mischtechnik
Genre Porträt
Gattung Gemälde
Abteilung Alte Malerei (vor 1800)
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