Freilichtzeichnen
Für das Zeichnen in der freien Natur gibt es bereits in der Renaissance erste Zeugnisse. Da die meisten dieser Arbeiten als Studien und Gedankenstützen dienten und damit im Laufe des Werkprozesses verzichtbar wurden, sind nur wenige von ihnen erhalten.
Im 17. Jahrhundert wurde mit der steigenden Bedeutung von Landschaftsdarstellungen, auch das Freilichtzeichnen immer wichtiger. Auf zahlreichen Landschaftsdarstellungen des 17. Jahrhunderts sind daher junge Künstler*innen dargestellt, die – mit teils großformatigen Papieren auf den Knien – intensiv die Natur studieren und sie betrachtend zeichnen. In der akademischen Lehre, die ganz auf das Studium der menschlichen Figur ausgerichtet war, sollte das sogenannte »Pleinair-Zeichnen« jedoch erst im 18. Jahrhundert zur Ausbildung hinzugefügt werden.
Einer der bedeutendsten Zeichner nach der Natur war Claude Lorrain, von dem sich zahlreiche atmosphärische Freilichtstudien erhalten haben. Sein deutscher Kollege Joachim Sandrart (1606–1688) berichtet, dass Claude »auf alle Weiß der Natur beyzukommen [suchte], lange vor Tags und biß in die Nacht im Felde, damit er die Tagröthe, der Sonnen Auf- und Niedergang neben den Abendstunden recht natürlich zu bilden erlernet«.
Für die französische Kunst war Nicolas Vleughels (1668–1737), Direktor der Académie de France in Rom, von großer Bedeutung. Ab 1724 fügte er dem dortigen Studienverlauf Ausflüge nach Tivoli und Frascati hinzu, auf denen die Schüler das Zeichnen nach der Natur und antiken Ruinen übten.
Hubert Robert und Jean-Honoré Fragonard gehören zu den herausragenden Vertretern des Freilichtzeichnens im 18. Jahrhundert. Ab den 1830er-Jahren waren es insbesondere die Künstler*innen der sogenannten »Schule von Barbizon«, die gemeinsam im Wald von Fontainebleau arbeiteten und die französische Landschaft zu ihrem Thema machten.