Zeichnen als Grundlage
Fähigkeiten im Zeichnen zu erlangen galt lange Zeit als Grundlage des künstlerischen Studiums.
Der vertraute Umgang mit Kreide, Feder oder Pinsel zählten zu den unabdingbaren Voraussetzungen jeder künstlerischen Tätigkeit.
Zeichnen diente somit keinem Selbstzweck, sondern galt als notwendiges Training, um in anderen Gattungen erfolgreich zu sein. Die Unterweisung der entsprechenden Techniken lag in der Hand der Lehrer und folgte der jeweiligen Atelierpraxis, individuellen Vorlieben und Möglichkeiten.
Ein vorgeschriebener Ablauf des Zeichenstudiums entwickelte sich erst mit der Gründung der Pariser Académie royale de peinture et de sculpture 1648. Das erklärte Ziel der königlichen Akademie war es, nach dem Vorbild Italiens die Bildende Kunst als Bestandteil der Freien Künste zu etablieren und ihre Bedeutung in Frankreich zu stärken. Zum festen Bestandteil des akademischen Curriculums gehörte vor allem das Aktstudium, aber auch der Besitz von Kenntnissen in Anatomie, Geschichte und Mythologie. Voraussetzung, um zu den begehrten Kursen zugelassen zu werden, war das Vorhandensein entsprechender Fertigkeiten, die von einem Akademiemitglied bezeugt werden mussten. Die Akademie verstand sich also nicht als ein Ort der systematischen Ausbildung – vielmehr setzte sie das Vorhandensein eines hohen Niveaus voraus.