Urban Gardening

Wie ein Trend die Städte vergrünert

Brachliegende Flächen, karge Grünstreifen und betonierter Stadtraum prägen vielerorts das Stadtbild. Durch Urban Gardening kann auch im städtischen Raum die Natur wieder zum Leben erweckt werden. Mit bürgerlicher Eigeninitiative und einer Leidenschaft fürs gemeinsame Gärtnern fing alles in den 1970er Jahren in New York an und hat von dort aus die Städte erobert.

Urban Gardening als Gemeinschaftsprojekt

Pflanzen vor einer Häuserwand.

Urban Gardening, zu Deutsch urbaner Gartenbau, bezeichnet das gemeinschaftliche Gärtnern im urbanen Raum. Dabei werden kleinräumige, städtische Flächen für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung umfunktioniert. Um die Bepflanzung, Pflege und Ernte der Obst-, Gemüse-, Kräuter- und Blumenbeete kümmert sich eine Gruppe von Freiwilligen. Ihre Motivation rührt zumeist daher, die Natur zurück in die Städte zu holen und sie damit lebenswerter zu machen. Zeitgleich ist die Idee des Urban Gardenings auch ein Projekt des Miteinanders, bei dem Menschen zusammenkommen, die zuvor keine Berührungspunkte hatten und durch die Freude am Gärtnern zusammenfinden. Als Ort des Lernens informieren die Beete über Wachstums- sowie Pflegeprozesse und geben Anreize für eine gesunde Ernährungsweise.

New York, 1973: Die Idee des Urban Gardenings erwächst

Das Foto zeigt eine urbane Parklandschaft. Im Vordergrund sind Hecken, durch die Menschen gehen. Im Hintergrund sind Häuser.

Seinen Ursprung hat das Urban Gardening in New York. Frustriert über die vermüllten, tristen Straßenzüge Manhattans, entschließt die New Yorker Künstlerin Liz Christy einen Ort zu schaffen, an dem die Natur wieder Einzug in die Stadt erhalten soll. Mit der Unterstützung von Freund*innen entsteht innerhalb kürzester Zeit ein Garten im schmutzigsten Teil von Manhattan. Zunächst bleibt dieser Garten ein einmaliges Projekt, da die Stadt 1973 kaum Platz für städtische Gemeinschaftsgärten vorsah. Erholungsgebiete wurden an die Randgebiete der Stadt verlagert, weit weg von sozialen Brennpunkten und blieben so der einkommensstarken Bevölkerung vorbehalten.

Die Gruppe Green Guerilla gibt jedoch nicht auf und sucht weitere städtische Flächen zum Bepflanzen. Ab 1974 bekommt die Aktion offiziell grünes Licht: Das urbane Pflanzen wird von der Stadt genehmigt, woraufhin zahlreiche weitere Hochbeete über das Stadtviertel verteilt entstehen. Die Aktion weitet sich auf das Begrünen von Balkonen und Baulücken sowie ein Workshop-Programm für Interessierte aus. Das damals Besondere an der Initiative: Der städtische Raum kann von nun an auch von Bürger*innen aktiv mitgestaltet werden.

Heute gibt es in New York zahlreiche, gemeinschaftliche Freiflächen wie zum Beispiel Gemüse- und Ziergärten, Picknick- und Grillplätze sowie begrünte Hinterhöfe. Der erste Gemeinschaftsgarten, den Liz Christy in Manhattan anlegte, ist heute übrigens Teil der staatlichen New Yorker Parkanlagen.

Urban Gardening-Projekte sind heute über New York hinaus in den Städten auf der ganzen Welt vertreten. Das gemeinschaftliche Gärtnern beschränkt sich nicht mehr nur auf Flächen am Boden, sondern hat sich auf Parkhäuser, Dächer und Häuserfassaden ausgeweitet. Urban Gardening ist ein Konzept für die Städte der Zukunft: Der begrenzte Raum wird effizient genutzt, um den Obst- und Gemüseanbau und das Stadtleben wieder miteinander zu verbinden.

Urban Gardening als Lebensgrundlage

Urban Gardening ist in einigen Teilen der Welt viel mehr als eine Freizeitbeschäftigung. In strukturschwachen Regionen sind die städtischen Miniacker eine essenzielle Lebensgrundlage, um den Menschen Nahrung und ein geringes Einkommen zu sichern. In Bezirken Südafrikas oder Buenos Aires entstehen die Gemeinschaftsgärten aus bürgerlicher Eigeninitiative heraus oder werden als Projekte gefördert, um die lokale Bevölkerung zu unterstützen. Die Gemeinschaftsgärten ermöglichen der Bevölkerung ihr kulturelles Wissen rund um das Thema Ernährung zu bewahren und fördern ein soziales Miteinander. So unterstützen sich die Menschen in ihren Projekten gegenseitig: Sie tauschen Pflanzenstecklinge und -samen und teilen ihr Erfahrungswissen zur Pflanzenpflege und zu erproben Anbautechniken.

Die Hochbeete-Aktion der Kunsthalle

Foto mit Hochbeet der Aktion "Bildschön in natura" der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe

Zum 175. Jubiläum tritt die Kunsthalle mit dem Hochbeete-Projekt Bildschön in natura in den städtischen Raum Karlsruhes. An verschiedenen Standorten können 13 Hochbeete erkundet werden, die in Anlehnung an die Kunstwerke der Ausstellungen Inventing Nature und Iss mich bepflanzt wurden. Der Fokus des Projektes liegt auf dem Aspekt der Vermittlung: Infotafeln an den Beeten liefern Wissenswertes über die Botanik der Pflanzen sowie kunsthistorisches Wissen zu den Werken.

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