Alexandra Brjezovskaia, 18. September 2021

Ein neues Weltverständnis: Die Renaissance und die Natur

Blumen-Lichterketten, Tassen mit Monstera-Print und kleine Pflanzenfiguren – Pflanzendeko ist im Interieur-Bereich nicht wegzudenken. Der aktuelle Pflanzenhype erscheint nur auf den ersten Blick wie ein neuer Modetrend.

Doch schon seit der Renaissance tauchen Gewächse als Gegenstand künstlerischer Erzeugnisse auf. Umso interessanter zu erfahren, wie Künstler*innen im 16. Jahrhundert zu diesem Thema fanden und wie ihr Erlebnis der Natur die Nachwelt prägte.

Das 16. Jahrhundert  ist von Umbrüchen geprägt. Durch die Entdeckung Amerikas im ausgehenden 15. Jahrhundert entwickeln sich in der Kunst und Wissenschaft neue Gedanken und Ansätze. Basierend auf dem zunehmenden Interesse für die eigene Umwelt, beginnen Künstler*innen die Unterschiede ihrer Heimat zu anderen Regionen zu betrachten. Auch die Existenz von Pflanzen und Tieren wird nicht mehr als gegeben angenommen, sondern aktiv erforscht. 

Naturwissenschaftler*innen und Künstler*innen verlassen ihre Ateliers und beobachten in der Natur, wie eine Knospe zur Blüte gedeiht, wie sich das Fell des Eichhörnchens verändert und wie die Jahreszeiten die Umwelt und Lebewesen beeinflussen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden sogleich festgehalten. Künstler*innen wie bspw. de Hamilton und Sievert fertigen Zeichnungen an, die Blumen in all ihren Details darstellen. Unter den Kunstschaffenden wird die Gabe des genauen Beobachtens und naturgetreuen Wiedergebens trainiert. Jedes daraus resultierende Kunstwerk hält ein eigenes Verständnis und Wahrnehmen der Welt fest.

Abbildung des Werks Papageientulpe von August Wilhelm Sievert aus dem Jahr 1730. Es zeigt eine Zeichnung einer roten Tulpe.

Schon bald steigt der Anspruch dieser Künstler*innen: Das Körperliche rückt in den Hintergrund und es wird versucht auch das Innere – also das Wesen – der Pflanze festzuhalten. Dabei wird die Welt der Botanik mit der des Menschen verbunden – Handlungen und Erfahrungen des Alltags werden mit Pflanzen verglichen. Analogien beschreiben Menschen mit Attributen natürlicher Phänomene. Noch heute sind Vergleiche aus jener Zeit bekannt sein: Die Atmung gleicht dem Wind, das strahlende Lächeln der Liebsten ist wie ein Sonnenaufgang und der menschliche Lebenslauf entwickelt sich analog zu den  Jahreszeiten. Dies sind nur einige von vielen Beispielen, vielleicht fallen Ihnen weitere ein? Pflanzen und Natur dienen damit nicht mehr als rein schmückender Dekor des Menschen oder eine künstlerische Umgebung für sie, sondern können Leerstellen ausfüllen und einen Charakter greifbarer gestalten.

Fotografie einer Skulptur einer jungen Frau, deren Haar und Dekollete mit Blumen verziert ist

Durch die gelebte Erfahrung der Natur entsteht der Wunsch, das Gesehene weiterzuverarbeiten. Die Erlebnisse sollen nicht nur auf der Leinwand oder als Skizze enden, sondern vielmehr in neuen Kunstobjekten Ausdruck finden. Beispielsweise beginnen die Kunstschaffenden Lebewesen und Pflanzen aus und auf Porzellan nachzubilden und diese in Tassen und Vasen einzuarbeiten. An die Stelle der naturgetreuen Abbildungen rücken die Wünsche und Vorstellungen der Menschen. Mit den fein erarbeiteten Kunstobjekten kann jede Fantasie der Kunstschaffenden verwirklicht werden und eine idealisierte Natur präsentiert werden. Besonders am Hof waren solche exotischen Erzeugnisse höchst beliebt.

Übrigens: Genau diese Entzückung entwickelt sich zu einer großen Leidenschaft am Sammeln. Am Hof entstehen Kunstkammern – Räumlichkeiten, in denen die Sammlungen von Natur-Objekten ausgestellt werden. Der Ausstellungsort und die richtige Präsentation werden entscheidend um den eigenen Besitz angemessen vorführen zu können. So werden die Kunstkammern zu Orten des Wissens und der Kunst und damit zu einem Vorgänger des Museums.

Dr. Josef Simmel, 10. September 2021

Der botanische Blick auf die Natur

In der Vorbereitung der Ausstellung „Inventing Nature“ arbeitete das kuratorische Team eng mit den Expert*innen des Karlsruher Naturkundemuseums zusammen. Dr. Josef Simmel, Leiter der Botanik, gibt einen Einblick in die botanische Perspektive auf die Ausstellung.

Als Schlagwort kann und muss „Natur“ für viele Zwecke herhalten. Der menschliche Einfluss allerdings führt zur Herausbildung einer Art künstlichen Natur. Dies betrifft insbesondere die Pflanzenwelt, die Kulisse, Nahrungsgrundlage und ökologischer Rahmen zugleich ist. Die beiden Ausstellungen Inventing Nature und Iss mich! widmen sich der künstlerischen Betrachtung der Pflanzenwelt. Sie blicken jedoch nicht allein auf die Kunst der Pflanzendarstellung, sondern explizit auch auf die dargestellten Pflanzen. Bei der Vorbereitung der Ausstellung durfte ich meinen botanischen Blick schweifen lassen.

Ruisdaels Landschaftsgemälde Große Baumgruppe am Wasser

Die Große Baumgruppe am Wasser von Jacob van Ruisdael wurde zumeist als Gruppe von Eichen behandelt. Van Ruisdael gibt die Merkmale der Bäume sehr detailliert wieder, mir fielen dabei insbesondere die glatte, stellenweise weißliche Rinde und die kleinen, ovalen Blätter auf. Es muss sich daher um Buchen handeln, die Große Baumgruppe zeigt Weidbuchen, die von den weidenden Rindern bis weit hinauf abgefressen sind. Die Belastung setzt an allen Bäumen auf derselben Höhe ein – dort, wo die Tiere das Laub nicht mehr erreichen.

Aquarell eines Papayabaums mit der Frucht des gelernten Gärtners und Künstlers Georg Dionysius Ehret

An der von Georg Dionysius Ehret gemalten Papaya gibt es auf den ersten Blick nichts auszusetzen, obwohl die Früchte an auffällig langen, verzweigten Ästen sitzen. So wie ein Großteil der tropischen Gehölze ist auch die Papaya kauliflor, d. h., die Früchte sitzen direkt am Stamm an. Im Gegensatz dazu stehen die männlichen Blüten in langstieligen Blütenständen zusammen; Ehret hat also die männlichen Blütenstände mit den Früchten kombiniert. Dies lässt den Schluss zu, dass er als Vorlage für sein Gemälde nur eine männliche Papaya-Pflanze und (junge) Früchte hatte, jedoch keine weibliche Pflanze.

Landschaftsgemälde, das eine Vielzahl gefällter Bäume zeigt

Mehrere Kunstwerke beschäftigen sich mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Das Gemälde Beim Holzfällen im Durlacher Wald von Paul von Ravenstein lässt uns auch einen schnurgeraden Entwässerungsgraben sehen; Georg Scholz‘ Blick aus dem Küchenfenster fällt auf einen Weinberg; Volker Kreidler zeigt uns die Folgelandschaft nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl („51°24’06,5‘‘N / 30°03’21,9‘‘ E Prypjat“). So regen uns die Kunstwerke der Ausstellung dazu an, unsere persönliche Einstellung zu überdenken: zum Wesen der Natur, zu Artenreichtum und -sterben, zur menschengemachten Kulturlandschaft, zur Nutzung von Natur und Pflanzen.

Antje Becker, 3. September 2021

Kunsthallen-DIY: Inventing Nature Stickbild

Inspiriert von der Ausstellung Inventing Nature. Pflanzen in der Kunst zeigt Antje Becker von Schere Schrift Papier in diesem Kunsthallen-DIY, wie Stickbilder mit unterschiedlichen Pflanzen- und Blumenmotiven kreiert werden können. Exklusiv zur Ausstellung hat Antje Becker ein DIY-Stickset entwickelt, das neben den zur Ausstellungsthematik passenden Vorlagen einen Stickring, Leinenstoffzuschnitte, Stickgarn und eine Sticknadel enthält. Das Set ist im Museumsshop der Kunsthalle sowie im Onlineshop von Schere Schrift Papier erhältlich.

Was benötigt wird:

Stoff, Stickring, Sticknadel, Stickgarn in verschiedenen Farben, Vorlagen, Fineliner, kleine Schere

Auf einem Tisch liegt ein runder Stickrahmen, Stoff, ein Stift, Garn und ein Papier mit Blumenmotiven.

Das Motiv übertragen:

Um loszulegen wird das Motiv auf den Stoff übertragen. Entweder frei, oder indem die Vorlage auf den Stoff gelegt und das Motiv abgepaust wird. Dunklerer Stoff kann zum Abpausen gemeinsam mit der Vorlage an ein Fenster gehalten werden.

In einem runden Stickrahmen sind Blumen gestickt. Daneben liegt ein Papier mit Blumenmotiven, Garn und ein Stift.
Auf einem Tisch liegt ein runder Stickrahmen, Stoff, ein Stift, Garn und ein Papier mit Blumenmotiven.

Den Stoff einspannen:

Als Nächstes wird der Stoff in den Stickring eingespannt. Der innere Ring liegt dabei unter dem Stoff, der obere Ring wird darüber gelegt und die Schraube wird festgezogen. Darauf achten, dass das Motiv mittig im Stickring positioniert und der Stoff fest gespannt ist.

In einem runden Stickrahmen sind Blumen gestickt. Daneben liegt ein Papier mit Blumenmotiven, Garn und ein Stift.

Das Sticken:

Um mit dem Sticken zu beginnen, muss das Stickgarn in die Nadel eingefädelt werden. Man beginnt, indem die Nadel von unten nach oben durch den Stoff gestochen wird.

Für kleine Stickbilder oder feine Details sollte das sechsfädige Stickgarn geteilt und mit drei oder vier Fäden gestickt werden. Für einen schönen Effekt können die Fäden von unterschiedlichen Farben auch miteinander kombiniert werden.

In einem runden Stickrahmen sind Blumen gestickt. Daneben liegt ein Papier mit Blumenmotiven, Garn und ein Stift.

Ist ein Bereich fertiggestickt, wird das Garn auf der Rückseite vernäht. Dazu wird mit der Nadel ein paar Mal im Zickzack durch die gestickten Linien genäht, die Fäden verknotet und anschließend das Garn abgeschnitten.

In einem runden Stickrahmen sind Blumen gestickt. Daneben liegt ein Papier mit Blumenmotiven und ein Stift.

Die Stickstiche:

Bereits mit fünf bis sechs unterschiedlichen Stichen können wunderschöne und abwechslungsreiche Stickereien gestaltet werden:

In einem runden Stickrahmen sind Blumen gestickt. Daneben liegt ein Papier mit Blumenmotiven und ein Stift.

Verwendete Stiche für Stiel und Blätter für die linke Blume:

Rückstich für den Stiel und Kettenstich als Blätter

Verwendete Stiche für Stiel und Blätter für die mittlere Blume:

Stielstich und Rückstich zum Umranden der Blätter, zum Füllen Plattstich

Verwendete Stiche für Stiel und Blätter für die rechte Blume:

Rückstich für Stiel und Blätter

Auf einem Tisch liegt ein runder Stickrahmen, Stoff, Garn und ein Papier mit Blumenmotiven.

Verwendete Stiche für die Blüte der linken Blume:

Rückstich zum Umranden, Plattstich mit unterschiedlichen Farben zum Füllen des unteren Teils, Knötchenstich im oberen Teil

Verwendete Stiche für die Blüte der mittleren Blüte:

Kettenstich mit Fäden von zwei unterschiedlichen Garnen (je zwei von gelb und pink), ausgehend von der Mitte

Verwendete Stiche für die Blüte der rechten Blüte:

Rückstich zum Umranden und Füllen der Blüte, kreuz und quer angeordnete Vorstiche in orange

Und fertig ist das Inventing Nature Stickbild!

Zeigt uns Eure DIY-Stickbilder in den sozialen Medien unter dem Hashtag #kunsthalleathome!

Stella Ivanova, 20. August 2021

Landschafts- und Naturdarstellungen: Von der Antike bis zur Neuzeit (Teil 1)

Im Alltag begegnet uns die Natur an vielen Orten. Ob in städtischen Parkanlagen, bei ausgedehnten Waldspaziergängen oder eben auch beim Museumsbesuch. „Inventing Nature“ zeigt Pflanzen in der Kunst der vergangenen 500 Jahre. Kunstgeschichtsstudentin Stella Ivanova geht der Frage nach, woher das nicht abreißende Interesse von Künstler*innen an Naturdarstellungen rührt.

Antike Philosophen wie Aristoteles nahmen an, dass der Mensch durch die Beobachtung der Welt lernt, wie diese funktioniert. Die Aufgabe der Kunst, im Sinne der handwerklichen Arbeit, der “téchne”, bestand nach Aristoteles darin, die Natur zu imitieren. Die Idee der Nachahmung blieb in der Kunst für viele Jahrhunderte – wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung zentral. Während in der Antike Kunstfertigkeit durch objektive, naturnahe Darstellung demonstriert wurde, lag der Fokus im Mittelalter auf der Symbolkraft der Naturdarstellung. Im Mittelalter war Kunst vor allem im Kontext der religiösen Andacht ein wichtiges Element. In der Tradition der christlichen Ikonografie, der symbolischen Bildsprache, sind die Natur und die Vielfalt der Pflanzenwelt beliebte Motive, um Göttlichkeit darzustellen. Betrachter*innen sollten Spiritualität und Seelenheil durch die Betrachtung der Schöpfung erlangen: “per visibilia ad spiritualia”. So diente die Naturbeobachtung nach antikem Verständnis der allgemeinen Erkenntnis der Welt, nach mittelalterlichem Verständnis aber der Erkenntnis des Heilsplans des Schöpfers.

Abgebildet ist eine Zeichnung, die rechts einen jungen Mann, mittig einen Baum und rechts eine kniende Frau zeigt.

In der historischen Betrachtung lassen sich von der Antike bis zur frühen Neuzeit drei Hauptfunktionen des frühen Landschaftsbildes benennen, die den ästhetischen Genuss mit inhaltlichem Gehalt verbinden:

1. Die Repräsentation der Macht Gottes, die beispielsweise in der Mitteltafel des Genter Altars deutlich wird: In Jan van Eycks Anbetung des Lammes wird durch die Darstellung von paradiesischer Schönheit und Vielfalt der Pflanzenwelt die umfängliche Macht des Schöpfers unterstrichen. Allein auf der Mitteltafel finden sich mehr als 30 unterschiedliche, heimische und exotische Bäume, Sträucher, Blumen und Kräuter. Auffällig ist die botanisch korrekte Darstellung dieser. Mit dieser exakten Imitation der Natur sollte die göttliche Schöpfung einmal mehr gewürdigt werden. In dieser Tradition gewinnen genaue Naturbeobachtung und Perspektiven immer mehr an Bedeutung.

2. Die politische Darstellung eines Herrschaftsgebietes wie sie beispielhaft in einem Fresko Ambrogio Lorenzettis zu sehen ist, stellt eine weitere Funktion der Landschaftsdarstellung dar. Im Saal der Neun im alten Rathaus von Siena schuf der Künstler von 1337 bis 1339 das mehrteilige Fresko, welches die Folgen von guter und schlechter Regierung zeigen sollte. Die Folgen der guten Regierung werden am Beispiel des Landes illustriert: Anstelle einer paradiesischen Natur sind hier landwirtschaftliche Nutzflächen und arbeitende Bauern dargestellt, die für das friedliche, gesättigte und ertragreiche Leben der Stadtbewohner*innen unerlässlich waren.

3. Auch die Kosmographie, die Beschreibung der Erde, welche bestimmte Regionen sowie deren Flora und Fauna aufzeichnet, reiht sich in diese funktionalen Aufgaben des frühen Landschaftsbildes ein. Ein Beispiel hierfür stellt die Ebstorfer Weltkarte dar. Die mittelalterliche Radkarte zeigt eine kreisrunde Darstellung der damals bekannten Welt auf 30 zusammengenähten Pergamentblättern mit einem insgesamten Durchmesser von 3,57 Metern. Mittelpunkt dieser Karte ist Jerusalem. Weltkarten, die im Mittelalter bis hin zur frühen Neuzeit hergestellt wurden, sollten nicht nur topographisch visualisieren, sondern historisches, mythologisches und theologisches Wissen der Zeit wiederspiegeln. In der Ebstorfer Weltkarte sind das Paradies, die Arche Noah, sowie der Turm zu Babel gekennzeichnet, außerdem begrenzen Kopf, Hände und Füße Christi die Karte – die Welt wurde so symbolisch zum Leib Christi. Das alles verdeutlicht, dass es sich hier um ein Zeugnis des stark religiös geprägten Weltverständnisses der Zeit, nicht aber um eine wissenschaftliche Karte im heutigen Sinne handelt.

Jenseits dieser drei Hauptfunktionen von Landschaftsdarstellungen gab es lange Zeit keine Nachfrage und keinen Bedarf an reinen Naturdarstellungen in der Kunst, obwohl die Auseinandersetzung und Darstellung, der den Menschen umgebenden Welt immer Bestandteil der Wissenschaft und darstellenden Kunst blieb.

Stella Ivanova, 20. August 2021

Landschafts- und Naturdarstellungen: Von der Antike bis zur Neuzeit (Teil 1)

Im Alltag begegnet uns die Natur an vielen Orten. Ob in städtischen Parkanlagen, bei ausgedehnten Waldspaziergängen oder eben auch beim Museumsbesuch. „Inventing Nature“ zeigt Pflanzen in der Kunst der vergangenen 500 Jahre. Kunstgeschichtsstudentin Stella Ivanova geht der Frage nach, woher das nicht abreißende Interesse von Künstler*innen an Naturdarstellungen rührt.

Antike Philosophen wie Aristoteles nahmen an, dass der Mensch durch die Beobachtung der Welt lernt, wie diese funktioniert. Die Aufgabe der Kunst, im Sinne der handwerklichen Arbeit, der “téchne”, bestand nach Aristoteles darin, die Natur zu imitieren. Die Idee der Nachahmung blieb in der Kunst für viele Jahrhunderte – wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung zentral. Während in der Antike Kunstfertigkeit durch objektive, naturnahe Darstellung demonstriert wurde, lag der Fokus im Mittelalter auf der Symbolkraft der Naturdarstellung. Im Mittelalter war Kunst vor allem im Kontext der religiösen Andacht ein wichtiges Element. In der Tradition der christlichen Ikonografie, der symbolischen Bildsprache, sind die Natur und die Vielfalt der Pflanzenwelt beliebte Motive, um Göttlichkeit darzustellen. Betrachter*innen sollten Spiritualität und Seelenheil durch die Betrachtung der Schöpfung erlangen: “per visibilia ad spiritualia”. So diente die Naturbeobachtung nach antikem Verständnis der allgemeinen Erkenntnis der Welt, nach mittelalterlichem Verständnis aber der Erkenntnis des Heilsplans des Schöpfers.

In der historischen Betrachtung lassen sich von der Antike bis zur frühen Neuzeit drei Hauptfunktionen des frühen Landschaftsbildes benennen, die den ästhetischen Genuss mit inhaltlichem Gehalt verbinden:

1. Die Repräsentation der Macht Gottes, die beispielsweise in der Mitteltafel des Genter Altars deutlich wird: In Jan van Eycks Anbetung des Lammes wird durch die Darstellung von paradiesischer Schönheit und Vielfalt der Pflanzenwelt die umfängliche Macht des Schöpfers unterstrichen. Allein auf der Mitteltafel finden sich mehr als 30 unterschiedliche, heimische und exotische Bäume, Sträucher, Blumen und Kräuter. Auffällig ist die botanisch korrekte Darstellung dieser. Mit dieser exakten Imitation der Natur sollte die göttliche Schöpfung einmal mehr gewürdigt werden. In dieser Tradition gewinnen genaue Naturbeobachtung und Perspektiven immer mehr an Bedeutung.

2. Die politische Darstellung eines Herrschaftsgebietes wie sie beispielhaft in einem Fresko Ambrogio Lorenzettis zu sehen ist, stellt eine weitere Funktion der Landschaftsdarstellung dar. Im Saal der Neun im alten Rathaus von Siena schuf der Künstler von 1337 bis 1339 das mehrteilige Fresko, welches die Folgen von guter und schlechter Regierung zeigen sollte. Die Folgen der guten Regierung werden am Beispiel des Landes illustriert: Anstelle einer paradiesischen Natur sind hier landwirtschaftliche Nutzflächen und arbeitende Bauern dargestellt, die für das friedliche, gesättigte und ertragreiche Leben der Stadtbewohner*innen unerlässlich waren.

3. Auch die Kosmographie, die Beschreibung der Erde, welche bestimmte Regionen sowie deren Flora und Fauna aufzeichnet, reiht sich in diese funktionalen Aufgaben des frühen Landschaftsbildes ein. Ein Beispiel hierfür stellt die Ebstorfer Weltkarte dar. Die mittelalterliche Radkarte zeigt eine kreisrunde Darstellung der damals bekannten Welt auf 30 zusammengenähten Pergamentblättern mit einem insgesamten Durchmesser von 3,57 Metern. Mittelpunkt dieser Karte ist Jerusalem. Weltkarten, die im Mittelalter bis hin zur frühen Neuzeit hergestellt wurden, sollten nicht nur topographisch visualisieren, sondern historisches, mythologisches und theologisches Wissen der Zeit wiederspiegeln. In der Ebstorfer Weltkarte sind das Paradies, die Arche Noah, sowie der Turm zu Babel gekennzeichnet, außerdem begrenzen Kopf, Hände und Füße Christi die Karte – die Welt wurde so symbolisch zum Leib Christi. Das alles verdeutlicht, dass es sich hier um ein Zeugnis des stark religiös geprägten Weltverständnisses der Zeit, nicht aber um eine wissenschaftliche Karte im heutigen Sinne handelt.

Jenseits dieser drei Hauptfunktionen von Landschaftsdarstellungen gab es lange Zeit keine Nachfrage und keinen Bedarf an reinen Naturdarstellungen in der Kunst, obwohl die Auseinandersetzung und Darstellung, der den Menschen umgebenden Welt immer Bestandteil der Wissenschaft und darstellenden Kunst blieb.

Fotoaufnahme mit Blick aus Südwesten auf das Schloss Versailles

Im Vergleich zu den Renaissancegärten fielen Barockgärten opulenter aus und nahmen mehr Fläche in Anspruch. Während der Renaissancegarten eher der privaten Inszenierung diente, wurde der Barockgarten als repräsentativer öffentlicher Raum genutzt. In beiden Gartenstilen ist die Hinwendung zur Literatur und Kultur des Altertums zu finden. Die Rückbesinnung auf Formen, Werte und Denksysteme der Antike prägen Architektur und Gartenbaukunst. So bediente sich das Dekorationsprogramm römischer und griechischer Mythologie und stellte Geschichten und Figuren aus dieser in prächtigen Brunnen und Figurengruppen dar.

Mit zunehmender Beliebtheit von Bildungsreisen zu Beginn des 18. Jahrhunderts nahm die Exotik eine immer wichtigere Rolle in Gestaltung und Dekoration des Eigenheims ein. So wurden Gärten beispielsweise mit Interpretationen von chinesischen Tempeln oder türkischen Teehäusern ausgestattet. Der Barockgarten sollte durch die scheinbare Zähmung der Natur und der zentralistischen Komposition vor allem einem übergeordneten Ziel dienen: Der Repräsentation der absoluten Macht der Herrscher*innen – auch im Freien. Strenge Geometrie und Symmetrien sind daher die Hauptmerkmale des Barockgartens. Oft bildeten vom Schloss ausgehende Achsen und symmetrisch aufgebaute Nebenachsen das Grundgerüst der Gestaltung. Teilweise wurden sogar ganze Städte auf die Barockschlösser ausgerichtet. So auch die Planstadt Karlsruhe. Die Straßenachsen führen zum Schloss und damit auch zum damaligen zum Mittelpunkt von Kultur, Politik und Gesellschaft.

Sidefact

Als Gegenstück zu den geometrisch durchstrukturierten französischen Gärten entwickelt sich ab der Mitte des 18. Jahrhunderts der Landschaftspark nach englischem Vorbild. Man orientierte sich an malerischen Landschaftsansichten und strebte eine scheinbar wild wachsenden Natürlichkeit an, obwohl auch diese Gärten aufwändig konstruiert wurden.

Must-Visit

Die schönsten Barockgärten Europas

  • Schlosspark von Vaux-le-Vicomte, Frankreich (Vorbild von Versailles)
  • Garten von Versailles, Frankreich
  • Schlosspark von Schönbrunn, Österreich
  • Nymphenburger Schlosspark, Deutschland
  • Park von Sanssouci, Deutschland
  • Schlossgarten Weikersheim, Deutschland
  • Parkanlagen Schloss Ludwigsburg, Deutschland
  • Schlosspark Schloss Belvedere, Österreich
Antje Becker, 3. September 2021

Kunsthallen-DIY: Inventing Nature Stickbild

Inspiriert von der Ausstellung Inventing Nature. Pflanzen in der Kunst zeigt Antje Becker von Schere Schrift Papier in diesem Kunsthallen-DIY, wie Stickbilder mit unterschiedlichen Pflanzen- und Blumenmotiven kreiert werden können. Exklusiv zur Ausstellung hat Antje Becker ein DIY-Stickset entwickelt, das neben den zur Ausstellungsthematik passenden Vorlagen einen Stickring, Leinenstoffzuschnitte, Stickgarn und eine Sticknadel enthält. Das Set ist im Museumsshop der Kunsthalle sowie im Onlineshop von Schere Schrift Papier erhältlich.

Was benötigt wird:

Stoff, Stickring, Sticknadel, Stickgarn in verschiedenen Farben, Vorlagen, Fineliner, kleine Schere

Auf einem Tisch liegt ein runder Stickrahmen, Stoff, ein Stift, Garn und ein Papier mit Blumenmotiven.

Das Sticken:

Um mit dem Sticken zu beginnen, muss das Stickgarn in die Nadel eingefädelt werden. Man beginnt, indem die Nadel von unten nach oben durch den Stoff gestochen wird.

Für kleine Stickbilder oder feine Details sollte das sechsfädige Stickgarn geteilt und mit drei oder vier Fäden gestickt werden. Für einen schönen Effekt können die Fäden von unterschiedlichen Farben auch miteinander kombiniert werden.

In einem runden Stickrahmen sind Blumen gestickt. Daneben liegt ein Papier mit Blumenmotiven, Garn und ein Stift.

Ist ein Bereich fertiggestickt, wird das Garn auf der Rückseite vernäht. Dazu wird mit der Nadel ein paar Mal im Zickzack durch die gestickten Linien genäht, die Fäden verknotet und anschließend das Garn abgeschnitten.

In einem runden Stickrahmen sind Blumen gestickt. Daneben liegt ein Papier mit Blumenmotiven und ein Stift.

Die Stickstiche:

Bereits mit fünf bis sechs unterschiedlichen Stichen können wunderschöne und abwechslungsreiche Stickereien gestaltet werden:

In einem runden Stickrahmen sind Blumen gestickt. Daneben liegt ein Papier mit Blumenmotiven und ein Stift.

Verwendete Stiche für Stiel und Blätter für die linke Blume:

Rückstich für den Stiel und Kettenstich als Blätter

Verwendete Stiche für Stiel und Blätter für die mittlere Blume:

Stielstich und Rückstich zum Umranden der Blätter, zum Füllen Plattstich

Verwendete Stiche für Stiel und Blätter für die rechte Blume:

Rückstich für Stiel und Blätter

Auf einem Tisch liegt ein runder Stickrahmen, Stoff, Garn und ein Papier mit Blumenmotiven.

Verwendete Stiche für die Blüte der linken Blume:

Rückstich zum Umranden, Plattstich mit unterschiedlichen Farben zum Füllen des unteren Teils, Knötchenstich im oberen Teil

Verwendete Stiche für die Blüte der mittleren Blüte:

Kettenstich mit Fäden von zwei unterschiedlichen Garnen (je zwei von gelb und pink), ausgehend von der Mitte

Verwendete Stiche für die Blüte der rechten Blüte:

Rückstich zum Umranden und Füllen der Blüte, kreuz und quer angeordnete Vorstiche in orange

Und fertig ist das Inventing Nature Stickbild!

Zu sehen ist ein Papier mit Motiven, Schaugummi und einem Cutter.

Um weiteres Stempelgummi wegzuschnitzen wird jetzt die nächstgrößere Klinge verwendet (2), danach wieder die nächstgrößere (3).

Ziel ist es, soviel Stempelgummi rund um das Motiv wegzunehmen, dass es freisteht und gut gedruckt werden kann.

Zu sehen ist ein Papier mit Motiven, Schaugummi und einem Cutter.

Der fertige Stempel:

Ist der Stempel fertig geschnitzt, wird er mit Klinge (5) aus der Stempelplatte ausgeschnitten und ein Probedruck angefertigt.

Zu sehen ist ein Papier mit Motiven, Schaugummi und einem Cutter.

Sind irgendwo noch unerwünschte Linien stehen geblieben, können diese nun noch entfernt werden. Und dann kann darauf losgestempelt werden!

Auf einem Tisch liegen zwei Blätter Papier und Druckvorlagen.

Nach dem Stempeln wird der Stempel unter fließendem Wasser gereinigt und mit dem Motiv nach oben gelagert.

Zeigt uns Eure DIY-Stickbilder in den sozialen Medien unter dem Hashtag #kunsthalleathome!

Zu sehen ist ein Packet mit Schleife und drei Karten. Alle haben Pflanzenmotive.
Dr. Sebastian Borkhardt, 23. Juli 2021

Was uns blüht

Nach über einjähriger Wartezeit ist es endlich so weit: Die Kunsthalle eröffnet die infolge der Pandemie verschobene Ausstellung „Inventing Nature – Pflanzen in der Kunst“. Ein Aufatmen.

Eine idyllische Flusslandschaft, überwölbt von einer gigantischen Kuppelarchitektur. Eine faszinierende Vision, so schön wie verstörend. Nicht ohne Grund bildet die 2004 entstandene Fotomontage Kitka River des finnischen Künstlers Ilkka Halso das Titelmotiv der Ausstellung Inventing Nature – Pflanzen in der Kunst: Das Werk legt den Zwiespalt in unserem Verhältnis zur Natur offen, die wir existenziell benötigen, die uns mit ihren Wundern in Staunen versetzt – und die wir dennoch so stark gefährden, dass sie vielleicht einmal nur noch mithilfe solch schützender Konstruktionen zu überleben vermag.

Halsos Arbeit gibt aber auch Anlass, um über die Konstruiertheit des Naturbegriffes selbst nachzudenken. Beschleicht einen vor Kitka River deshalb so leicht ein Unbehagen, weil die Natur hier ihrer Natürlichkeit entledigt scheint? Aber wo hört Natur auf? Dort, wo menschliche Kultur beginnt? Steht Menschengemachtes außerhalb der Natur, ist es aus ihr hervorgegangen und über sie hinausgewachsen – oder doch immer Teil von ihr? Oder ist umgekehrt die Idee von „Natur“ am Ende eine Erfindung und damit Teil der Kultur?…

Abbildung des Werks "Kitka River" von Ilkka Halso

Inventing Nature lädt allerdings nicht bloß zu kritischer Hinterfragung ein. Die Schau vereint Werke aus der historischen Sammlung der Kunsthalle mit zeitgenössischen Positionen und erzählt Geschichten von Abhängigkeit und Aneignung, Herrschaft und Zerstörung, aber auch von Entdeckerlust und Fantasie, Ehrfurcht und Magie, von Abstraktion und Einfühlung. Die Ausstellung feiert die Diversität, den Ausdruck, die Sinnlichkeit und Erfindungskraft, die Kunst und Natur gemeinsam sind. Sie beleuchtet die mannigfaltigen Zugänge zu Pflanzen in der Kunst über fünf Jahrhunderte hinweg.

Bereits Ende Mai 2020 hätte Inventing Nature eröffnet werden sollen. Hätte. Die Präsentation der inhaltlich so gut wie abgeschlossenen Blütenlese wurde aufgrund der Coronakrise verschoben. Das Ausstellungsthema legte indessen noch an Bedeutungsgewicht zu: Nicht nur wurden Verbindungen zwischen dem ökologischen Versagen unserer Zeit und dem Auftauchen des Virus hergestellt. Auch flüchteten sich viele, die die Möglichkeit dazu hatten, in die tröstenden Arme von Mutter Natur. Ich gehörte zu ihnen – und folgte den Worten der Dichterin Hilde Domin: „Vertraue dich dem Obstbaum an.“

Die Beschäftigung mit Pflanzen in der Kunst ließ mich Landschaft und Vegetation in meiner Umgebung neu wahrnehmen. Mit der Kamera meines Handys versuchte ich das bizarre Linienspiel kahler Äste, die plastische Qualität schneebedeckter Nadelbäume und die sprießenden Farben des Frühlings festzuhalten. Näheres Hinsehen führte zur feineren Unterscheidung und zu Einsichten in botanische Zusammenhänge – Erfahrungen, die wiederum meinen Blick auf unsere Ausstellung formten. Hatte ich Hans Thomas Ölstudie Gräser zwischen Felsen von 1863 bislang kaum Beachtung geschenkt, so begann ich eine ungeahnte Sympathie für das Werk zu empfinden: unscheinbare Gewächse, die der Maler für wert befand, im Bild bewahrt zu werden. Gewiss werden auch manche Besucher*innen von Inventing Nature mit einer neuen Sensibilität an die Exponate herantreten und sie in einem anderen Licht betrachten als sie es noch vor einem Jahr getan hätten.

Landschaftsgemälde von Hans Thoma, das zwei Felsen zeigt, zwischen denen Gräser wachsen

Die Ausstellungsvorbereitungen gingen während der Monate der Planungsunsicherheit weiter. So wurden in regem Austausch mit dem Naturkundemuseum und dem Botanischen Garten dreizehn Hochbeete entwickelt, die seit diesem Juni das Bild der Karlsruher Innenstadt prägen: Als Botschafter für Inventing Nature und die Begleitausstellung Iss mich! Obst und Gemüse in der Kunst der Jungen Kunsthalle künden sie von dem engen Band zwischen Natur und Kunst. Endlich waren die ersten Früchte unserer Arbeit sichtbar!

Mitte Juli hielten wir dann den gedruckten Katalog in unseren Händen – und atmeten auf. Welche Erleichterung auch, als wir in den vergangenen Wochen beim Aufbau in den Galerieräumen das stetige Wachsen der Ausstellung erlebten. Dass sie nun der ursprünglichen Konzeption entsprechend stattfinden kann, ist nicht zuletzt den Künstler*innen und Leihgeber*innen zu verdanken, die unser Vorhaben trotz wiederholt angepasster Laufzeit weiterhin unterstützten.

Durch die Verlegung auf den Sommer 2021 wurde Inventing Nature zur Jubiläumsausstellung: Mit ihr begeht die Kunsthalle in diesem Jahr ihren 175. Geburtstag – bevor das Hauptgebäude wegen der anstehenden Sanierung für mehrere Jahre geschlossen wird. Wer auf dem Weg zur Ausstellung im repräsentativen Treppenhaus seinen Blick durch dieses Gesamtkunstwerk des Architekten Heinrich Hübsch schweifen lässt, wird vielleicht feststellen, dass Pflanzen bei der dekorativen Ausgestaltung des Baus reichlich Anregungen geliefert haben. Es empfiehlt sich, vor der Schließung auch hier den Spuren Floras einmal nachzuspüren.

Sandra Trevisan, 11. April 2021

Kunsthallen-DIY: Knetvase inspiriert von Odilon Redons „Blumenstilleben im grünen Krug“.

Inspiriert von Odilon Redons Blumenstilleben im grünen Krug zeigt dieses Kunsthallen-DIY wie mit Knetvasen frühlingshafte Blumendekorationen kreiert werden können.

Was benötigt wird:
Bilderrahmen, Blumen (frisch, getrocknet, gepresst oder aus Papier), Stift, Vorlage für eine Vase, Papier als Hintergrund in der Größe des Rahmens, Knete oder lufttrocknende Modelliermasse.

Auf einem Tisch liegen ein Bilderrahmen, Blumen (frisch, getrocknet, gepresst oder aus Papier), Stift, Vorlage für eine Vase, Papier als Hintergrund in der Größe des Rahmens, Knete oder lufttrocknende Modelliermasse.

Die Form der Vase von der Vorlage auf das zugeschnittene Papier übertragen und mit Knete / lufttrocknender Modeliermasse ausfüllen.

Auf einem Tisch liegt ein weißes Blatt Papier. Das Papier zeigt eine Vase. Auf die Vase wird Knete verteilt..

Die Blumen auf dem Papier anordnen und auf der Knetvase festdrücken.

Auf einem Tisch liegt ein Blatt Papier mit einer Knetvase und zwei Blumen.

Die Blumenstiele mit einer zweiten Lage Knete / Modelliermasse bedecken.

Auf einem Blatt Papier ist eine Knetvase mit Blumen zu sehen.

Die Glasscheibe und das Passepartout aus dem Bilderrahmen entfernen. Fertiges Bild vorsichtig in den Rahmen legen. Mit der Rückwand des Rahmens fixieren.

Glasscheibe und Passepartout aus dem Bilderrahmen entfernen. Fertiges Bild vorsichtig in den Rahmen legen. Mit der Rückwand des Rahmens fixieren.

Fertig!

Knetvase inspiriert von Odilon Redons Blumenstilleben im grünen Krug

Zeigt uns Eure Kunsthallen-DIY-Kreationen in den sozialen Medien unter dem Hashtag #kunsthalleathome!

Sandra Trevisan, 13. Juni 2020

Kunsthallen-DIY Seedpaper inspiriert von Anselm Feuerbachs Blumenmädchen

Inspiriert von der Freude Feuerbachs Blumenmädchens zeigt dieses Kunsthallen-DIY, wie ein Blumengruß in Form eines Geschenkanhänger kreiert werden kann.

Was benötigt wird:

Eierkartons, Blumensamen, große Schüssel, kleine Schüssel mit heißem Wasser, Löffel, Klebeband / Gummiband, Tüll / Netzstoff / Fliegengitter, Geschenkanhänger, Band, Stift, Stäbchen sowie ein Pürierstab

Zu sehen sind Eierkartons, Blumensamen, große Schüssel, kleine Schüssel mit heißem Wasser, Löffel, Klebeband / Gummiband, Tüll / Netzstoff / Fliegengitter, Geschenkanhänger, Band, Stift, Stäbchen sowie ein Pürierstab. Die Gegenstände sind von oben fotografiert.

Die Eierkartons in kleine Stückchen reißen und in heißem Wasser etwa 10 Minuten einweichen lassen.

Zu sehen ist eine Schüssel mit einer Flüssigkeit und zerhackten Eierkartons. Daneben liegen Eierkartons.

Die aufgeweichten Eierkartons pürieren.

Zu sehen ist eine Schüssel mit einer Flüssigkeit und zerhackten Eierkartons. Daneben liegt ein Pürierstab.

Das Netz mit Klebeband und / oder Gummiband über die große Schüssel spannen.

Zu sehen ist eine Schüssel mit einem Moskitonetz und eine Schüssel mit einer grünen Masse.

Mit dem Löffel kleine Häufchen der Eierkartonmasse auf das Netz setzen.

Zu sehen ist eine Schüssel mit Seedpapers und eine Schüssel mit grüner Masse.

Die kleinen Häufchen vorsichtig mit dem Löffel plattdrücken.

Zu sehen ist eine Schüssel mit Seedpapers und eine Schüssel mit grüner Masse.

 Die Blumensamen auf die Eierkarton-Taler streuen und leicht mit den Fingern oder dem Löffel andrücken.

Vier Seedpapers liegen auf einer Schüssel. Daneben ist eine weitere Schüssel mit der Seedmasse, ein Löffel und drei Pakete Blumensamen.

 Die fertigen Seedpapers vollständig trocknen lassen. Das kann je nach verwendeter Wassermenge und Zimmertemperatur bis zu 48 Stunden dauern.

Vier Seedpapers liegen auf einer Schüssel.

Ein Loch in die getrockneten Seedpapers stechen …

Vier Seedpapers liegen mit einem Stift auf einem Tisch.

… den Geschenkanhänger beschriften …

Vier Seedpapers liegen mit einem Stift auf einem Tisch.

… und das Band durch das Seedpaper ziehen.

Vier Seedpapers liegen mit einem Stift auf einem Tisch.

Schleife machen – fertig!

Schleife machen und fertig!

Wenn Ihr nun auch so zufrieden wie Feuerbachs Blumenmädchen seid, teilt Eure Ergebnisse in den sozialen Medien mit dem Hashtag #kunsthalleathome.

Die Abbildung zeigt ein sitzendes Mädchen umgeben von Blumen.
Dr. Kirsten Claudia Voigt und Dr. Leonie Beiersdorf, 31. März 2020

„Inventing Nature – Pflanzen in der Kunst“ – verschoben ins Jahr 2021

Shutdown – auch in der Kunsthalle Karlsruhe. Was bedeutet das für eine Ausstellung wie „Inventing Nature – Pflanzen in der Kunst“, die rund neun Wochen später eröffnet werden sollte?

Es bedeutet, einen vollbesetzen Zug, der mit Volldampf unterwegs ist, mit einer Vollbremsung zum Stehen zu bringen. Jahrelange Vorarbeiten, an denen Künstler*innen, Kolleg*innen aus allen Abteilungen unseres Hauses und aus anderen Museen, Galerien, private Leihgeber, ein Verlag, Autor*innen und Institutionen beteiligt waren, werden ausgebremst – wie die Laster, die übrigens teilweise schon auf dem Weg waren, um Werke von mehr als 30 Künstler*innen anzuliefern. Die Vernunft, die Fürsorgepflicht für Mitarbeiter*innen und Publikum gebieten dies.

Künstler*innen, Verlag und Galerien haben gemeinsam Energien, Ideen, Zeit und Geld investiert, sie sind auch – das konnten wir hören – schon mit Existenzsorgen konfrontiert. Staatliche Institutionen aber bleiben verlässlich, ethisch und praktisch in der Pflicht und geben ermutigende Zeichen der Stabilität. Die Arbeit geht unvermindert weiter; der Katalog wird produziert, an der Vermittlung der Ausstellung gearbeitet. Denn: Inventing Nature – Pflanzen in der Kunst, die am 29. Mai 2020 hätte eröffnet werden sollen, wird nun um etwa ein Jahr verschoben. 2021 ist das Jahr, in dem die Kunsthalle ihr 175-jähriges Bestehen feiert, und so wird der Ausstellung und ihrem brisanten ökologischen Thema – der Frage nach unserem Umgang mit Natur und unseren Lebensbedingungen – wohl noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit zuteilwerden.

Die Ankündigung, dass wir aus der weltweit Leid und Existenznot erzeugenden Krise so doch eine Chance für unsere Partner, Freunde und die Kunst entwickeln werden, löste bei allen Beteiligten Freude und Erleichterung aus. Die Antworten der Künstler*innen, Museumskolleg*innen und Galerist*innen, die uns erreichten, waren solidarisch, warmherzig, verständnisvoll, viele berührend und freundschaftlich. Als Kuratorinnen danken wir allen auch hiermit für ihr Vertrauen und ihre Zusicherungen, die Werke, die wir in Karlsruhe zusammenführen wollen, 2021 in die Kunsthalle zu entleihen! 

Das Thema der Ausstellung wird nichts an Brisanz eingebüßt haben – eher im Gegenteil. Die Coronakrise stellt als pandemische Naturkatastrophe jeden von uns und unsere Systeme auf die Probe. Der Philosoph Richard David Precht hat dieser Tage sein Erstaunen darüber ausgedrückt, dass wir nun plötzlich und erstmals in der Lage scheinen, mit Hochdruck alle politischen Hebel in  Bewegung zu setzen, um Schaden zu begrenzen und Leben zu retten, während uns dies im Angesicht der – noch weitaus größeren – drohenden „Naturkatastrophe“, die aus Klimawandel und Artensterben resultieren wird, bisher nicht gelang. Ein Umdenken bahnt sich an – auch das war Gegenstand vieler Antworten, die uns viele der engagierten Künstler*innen und Kulturschaffenden in den letzten Tagen schickten. Diese Gedanken sind integraler Bestandteil von „Inventing Nature“ – im Frühjahr 2021. 

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